Der Freispruch im Fall des getöteten schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin sorgt vor allem unter der schwarzen Bevölkerung der USA für Empörung. Das US-Justizministerium prüft nach dem Urteil aus Florida nun die Möglichkeit einer Bürgerrechtsklage gegen den Todesschützen George Zimmerman.
Die grösste US-Schwarzenorganisation NAACP und andere Gruppen dringen darauf, dass der Täter Zimmerman jetzt wegen Verletzung von Trayvon Martins Recht auf Leben vor ein Bundesgericht gestellt wird. Auch Martins Familie könnte zivilrechtlich gegen ihn vorgehen.
Keine Krawalle
Befürchtete Krawalle blieben bisher zwar aus. Doch demonstrierten am Sonntagabend Tausende von New York bis Los Angeles friedlich und skandierten: «Gerechtigkeit für Trayvon Martin».
Am frühen Montagmorgen (Ortszeit) nahm die Polizei Teilnehmer eines Protestzuges fest, die sich zu einer nicht genehmigten Kundgebung auf dem Sunset Boulevard versammelt hatten. Im kalifornischen Oakland umstellten Polizisten eine kleine Gruppe Demonstranten, die Fensterscheiben einschlug und Wände mit Graffiti besprühte.
Er protestiere gegen die «Exekution eines unschuldigen Teenagers», sagte ein Demonstrant in San Francisco, der 41-jährige Rand Powdrill.
Zimmerman, ein Mitglied einer örtlichen Bürgerwehr, hatte vor anderthalb Jahren den unbewaffneten 17-jährigen Schwarzen in einem Vorort von Orlando in Florida erschossen – in Notwehr, wie die Geschworenen in dem Prozess am Samstagabend entschieden. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen rassistische Motive für die Tat unterstellt.
Barack mahnt USA zur Ruhe
Präsident Barack Obama bezeichnete Martins Tod als Tragödie und mahnte das Land zur Ruhe. «Ich weiß, dass dieser Fall die Emotionen hat hochgehen lassen. Und angesichts des Urteils könnten sie womöglich weiter ansteigen», sagte Obama. «Aber wir sind ein Rechtsstaat, und eine Geschworenenjury hat gesprochen.»
Aus den Erwägungen weiterer juristischer Schritte durch das Justizministerium will sich Obama heraushalten. Sein Sprecher Jay Carney sagte am Montag, es wäre unangemessen für Obama, dazu eine Meinung zu äußern.
US-Justizminister lässt Option offen
US-Justizminister Eric Holder liess es offen, ob sich Zimmerman einem neuen Prozess stellen muss. Holder sagte in Washington lediglich, dass seine Behörde bereits nach der Tötung des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin im Frühjahr vergangenen Jahres Ermittlungen wegen möglicher Verstösse Zimmermans gegen Bürgerrechte eingeleitet habe. Die Untersuchungen würden «im Einklang mit Fakten und dem Gesetz» fortgesetzt.
Holder äusserte Verständnis für die landesweiten Proteste nach dem Freispruch Zimmermans durch eine Geschworenenjury in Sandford (Florida). Er rief dazu auf, den Fall Martin als Gelegenheit zum offenen Dialog über das Problem Rassismus zu nutzen.
Staatsrechtler sagten, die Bundesermittler stünden vor denselben Schwierigkeiten wie zuvor auf Staatsebene die Ankläger in Florida: Zimmerman zu beweisen, dass er aus rassistischen Vorurteilen Martin erschoss – und nicht in Selbstverteidigung. Zimmerman, der peruanische Wurzeln hat, hat ein rassistisches Motiv stets bestritten.