Ein Auftritt des Kapitäns des verunglückten Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» als Experte für «Panik-Management» hat in Italien einen Aufschrei der Empörung ausgelöst.
Wie die Zeitung «La Nazione» am Mittwoch berichtete, hielt der derzeit wegen des Unglücks vor Gericht stehende Francesco Schettino Anfang Juli vor Medizin-Studenten der Universität La Sapienza in Rom einen knapp zweistündigen Vortrag zum Umgang mit Panik und wurde anschliessend mit einem Diplom der Universität geehrt.
Dem Bericht zufolge stützte sich Schettino bei dem Vortrag im Rahmen eines Master-Studiengangs für Gerichtsmedizin auf eine 3-D-Rekonstruktion des «Costa Concordia»-Unglücks, bei dem im Januar 2012 insgesamt 32 Menschen ums Leben kamen.
Der Kapitän, dem fahrlässige Tötung und Verlassen eines Schiffes in Seenot vorgeworfen wird, brüstete sich dabei laut Bericht mit seiner langjährigen Erfahrung als Schiffskommandant. «Ich bin in der ganzen Welt gereist und weiss daher, wie man in solchen Situationen reagiert» sagte Schettino demnach.
«Unwürdig» und «deplaziert»
Er sei «empört, wenn ich sehe, was in diesem Land möglich ist», kommentierte der Staatsanwalt im Prozess gegen Schettino, Francesco Verusio, den Vorfall. Bildungsministerin Stefania Giannini bezeichnete den Auftritt als «wirklich verwirrend».
Der Rektor der Universität La Sapienza, Luigi Frati, sprach von einer «unwürdigen und deplazierten» Einladung Schettinos. Der verantwortliche Professor sei vor den Ethik-Ausschuss der Uni geladen worden.
Die «Costa Concordia» hatte am 13. Januar 2012 bei einem riskanten Manöver vor der Küste der Toskana einen Felsen gerammt und war gekentert. Schettino muss sich wegen fahrlässiger Tötung in mehren Fällen, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffs in Seenot vor Gericht verantworten.
Schettino hatte den kenternden Koloss in einem Rettungsboot verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren. Nach eigener Darstellung war Schettino in das Rettungsboot gefallen und dann an Land geblieben, um von dort aus die Rettungsarbeiten zu koordinieren. Die Hafenbehörde hatte ihn per Handy mehrmals aufgefordert, wieder an Bord zu gehen, was er nicht getan hatte.