Ende Jahr ist Schluss mit den Familiengärten

Geschichten, die das Leben schreibt. Und sie sind nicht immer schön. Seit fast hundert Jahren verbrachten Menschen hier ihr halbes Leben – und genossen so etwas wie ihren persönlichen Freiraum in den Freizeitgärten auf dem «Spalen» in Allschwill. Ende Jahr ist für viele Schluss. Teilweise Jahrzehnte haben sie hier ihre Passion gelebt, oder einfach ihre […]

Sommer...

Geschichten, die das Leben schreibt. Und sie sind nicht immer schön. Seit fast hundert Jahren verbrachten Menschen hier ihr halbes Leben – und genossen so etwas wie ihren persönlichen Freiraum in den Freizeitgärten auf dem «Spalen» in Allschwill. Ende Jahr ist für viele Schluss.

Teilweise Jahrzehnte haben sie hier ihre Passion gelebt, oder einfach ihre Freizeit genossen. Schweizer waren es zu Beginn dieser Zeit. Später folgten vor allem die Italiener. Inzwischen ist die Gesellschaft, die sich hier – wie in den vielen anderen Freizeitgartenarealen – mehr oder weniger ernsthaft dem biologischen Gartenbau widmet, sehr heterogen. Und auch die Gründe der Pächterinnen und Pächter für die Wahl dieses Hobbys haben sich mit der gesellschaftlichen Entwicklung stark verändert. Und Umbrüche wurden auch in jüngerer Vergangenheit festgestellt oder provoziert.

Man erinnert sich: Im Mai 2011 stimmte das Basler Volk dem Schutz von achtzig Prozent der Familiengärten auf Stadtgebiet zu. Schon das brachte oder bringt den verbliebenen zwanzig Prozent eine Zäsur. Zurzeit wird auch darüber diskutiert, ob und wie man die zurzeit noch mit Zäunen umgebenen Areale für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Ein Vorhaben, gegen das wohl seitens der Hobbygärtnerinnen und -gärtner der Widerstand bereits programmiert ist.

Und in diesem ganzen Kontext ist das ab Ende Jahr in Auflösung befindliche Areal «Spalen» auf Allschwiler Gemeindebann gewissermassen ein Sonderfall. Eigentümerin des Gebietes ist das Bürgerspital Basel. Somit fiel es bei besagter Abstimmung schon mal ausser Rang und Traktanden. Und nun hat das Bürgerspital entschieden, sein «Tafelsilber» zu veräussern. Denn der Ertrag dürfte wohl den neuen Vorgaben der Spitalfinanzierung geschuldet sein.

Viel Lärm…

Doch das Vorhaben des Bürgerspitals ging nicht ganz geräuschlos über die Bühne. Knapp ein Jahr nach dem Volksentscheid meldete das Bürgerspital an, dass es den Vertrag mit der Stadtgärtnerei Basel-Stadt per Ende 2013 gekündigt habe. Das hiess: bis zu diesem Zeitpunkt muss das gesamte Gebiet geräumt und «in seinem ursprünglichen Zustand» abgetreten werden.

Dagegen setzte sich eine Gruppe von Pächterinnen und Pächtern zur Wehr. Es wurden Unterschriften gesammelt und ein Komitee «Stopp der weiteren Vernichtung von Familiengartenarealen» auf die Beine gestellt. Ziel der Aktion war es, diesen Rückbau, der an sich schon seit dem Jahr 2000 per schriftlicher Vereinbarung feststand, zu verhindern.

Der ganze Aufstand erzeugte aber auch innerhalb des damaligen Vereinsvorstandes vehementen Widerstand. Die «Oppositionellen» innerhalb des Vereinsvorstandes distanzierten sich vom Initiativkomitee. Sie erachteten das Vorhaben der Initianten als Zwängerei. Ihres Erachtens würde eine solche Abstimmung so kurz nach dem vom Volk gut geheissenen Schutz eines grossen Teils der übrigen Areale chancenlos sein. Nach einigen Verwerfungen innerhalb des damals amtierenden Vorstandes und einer kleinen Anzahl von Vereinsmitgliedern setzte sich die Gegnerschaft eines neuerlichen Initiativbegehrens durch.

…um Nichts

Eine Ausserordentliche Generalversammlung lehnte dann die Weiterverfolgung des Initiativbegehrens deutlich ab. Die Zusammensetzung des Vorstandes erfuhr tiefgreifende Änderungen. Und die neue Vereinsführung erreichte beim Bürgerspital letzten Endes den Kompromiss, der nun mit der ersten Etappe der Auflösung eröffnet wurde. Dieser sieht vor, dass nun etappenweise rückgebaut wird. Bis 2017 wird dann der letzte Garten dem Erdboden gleich gemacht.

Was so nüchtern daher kommt, ist aber durchaus mit emotionalen Hürden verbunden. Da sind Menschen, die mit ihrer Scholle eng verbunden sind. Die Reaktionen fallen entsprechend aus. Wir werden im Laufe der letzten zwei Monate, die eine oder den anderen Betroffenen besuchen.

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