Der Sportwagenbauer Porsche schlüpft schneller als erwartet unter das Dach des Volkswagen-Konzerns: Bereits zum 1. August will VW die restliche Hälfte des Porsche-Sportwagengeschäfts übernehmen und zahlt dafür 4,46 Mrd. Euro – plus eine Stammaktie.
Volkswagen erwartet nach der Übernahme kräftig steigende Gewinne des Konzerns: Allein aus Bewertungsgewinnen erwarten die Wolfsburger nach eigenen Angaben 9 Mrd. Euro im laufenden Jahr, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Dazu kommt der hohe Gewinn, den Porsche im Alltagsgeschäft einfährt: Von Januar bis März wies Porsche mit dem Bau von Sportwagen rund 530 Mio. Euro operativen Gewinn aus.
„Die einzigartige Marke Porsche wird nun fester Bestandteil des Volkswagen-Konzerns. Das ist gut für Volkswagen, für Porsche und für den ganzen Industriestandort Deutschland“, sagte der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn.
Die erste Hälfte der Porsche-Sportwagenfabrikation hatte VW bereits 2009 nach dem Sieg im Machtkampf mit Porsche für rund 3,9 Mrd. Euro gekauft. Porsche hatte damals versucht, VW zu übernehmen. Allerdings musste Porsche dazu hohe Schulden aufnehmen und musste dann von VW vor der Pleite gerettet werden.
Porsche trennte damals das operative Geschäft in die Porsche AG ab und schuf die Porsche Holding SE (PSE) als Dachgesellschaft. Die PSE wird nicht an VW verkauft, sondern hält weiter die damals erworbenen Anteile an VW von heute rund 51 Prozent.
PSE will mit Kaufpreiserlös Schulden zurückzahlen
PSE will nach eigenen Angaben mit dem Kaufpreiserlös zunächst zwei Milliarden Euro Schulden zurückzahlen. Der Rest soll für Beteiligungen mit Schwerpunkt Autoindustrie verwendet werden.
Die Übernahme spart den beiden Autobauern viel Geld: Bisher durften sie nicht wie etwa VW und die Töchter Audi oder Skoda eng zusammenarbeiten. Statt dessen mussten sie sich bei gemeinsamen Projekten wie fremde Firmen behandeln, was eine engere Kooperation enorm erschwert. VW spricht von Einsparungen von über 600 Mio. Euro durch die Vereinfachung.
VW und Porsche bauen schon zusammen den Porsche Cayenne und den Porsche Panamera. Der geplante kleine Geländewagen Porsche Macan soll auch auf Technik des VW-Konzerns stehen.
4,46 Mrd. Euro und eine Aktie
Anfang Juni war ein Schlupfloch im Umwandlungssteuerrecht bekanntgeworden, das VW jetzt nutzt: Durch die Überlassung einer einzelnen Stammaktie gilt der Kauf als Umstrukturierung in einem Konzern und nicht als steuerpflichtiger Kauf.
Dadurch wird die Steuerpflicht vermieden. VW kann 1,5 Mrd. Euro an Steuern sparen, die sonst erst bei einer Übernahme nach 2014 entfallen wären. Das Vorgehen hatte viel Kritik von Politikern ausgelöst.