Wind und Wetter konnten den speziellen Kunsttransfer nicht aufhalten: Das Museum Tinguely setzte sich mit dem Werk des Hauskünstlers «Grosse Spirale» ein neues Markenzeichen aufs Dach.
Abergläubisch ist das Museum Tinguely nicht. Auf einen Dreizehnten hat das Haus den nicht ganz unheiklen Transfer des Werks «Grosse Spirale» seines Hauskünstlers Jean Tinguely vom Park aufs Museumsdach angesetzt. Nun gut, es war Donnerstag der Dreizehnte und nicht ein Freitag. Aber als ganz unproblematisch erwies sich das gewählte Datum letztlich nicht, denn das Wetter meinte es mit Regen und Windböen nicht gerade gut mit den Beteiligten der Aktion.
Doch es klappte alles. Kurz vor 15 Uhr war das etwas über 1000 Kilogramm schwere Werk fest (und von Hand) verschraubt auf dem Dach des Baus von Mario Botta. Das war eine nicht ganz unknifflige Aufgabe – zumindest in den Augen des unbeteiligten Beobachters, der sorgevoll zur Kenntnis nahm, dass der Wind immer wie stärker zu wehen begann. So stark, dass die Zierpflanzen vor dem Museumsrestaurant flach auf dem Boden landeten.
Ein alter Wunsch ging in Erfüllung
Doch die Profis vor Ort, der Pneukranführer (der den riesigen Kran von aussen per Joystick lenkte) und seine Mitarbeiter liessen sich nicht aus der Ruhe bringen. Kleine Sorgenfalten waren lediglich auf den Stirnen der Medienverantwortlichen des Museums und der extra engagierten Fotografin zu entdecken. Ja, am Tag zuvor und zwei Tage früher wären das Wetter und vor allem der stahlblaue Himmel als Hintergrund um einiges besser gewesen.
Aber eben. Termin ist Termin. Schliesslich habe man doch einige Zeit auf die staatliche Bau- bzw. Stationierungsbewilligung warten müssen, sagt die Medienverantwortliche des Museums, Isabelle Beilfuss. Der Wunsch, das 1973 entstandene, fünf Meter hohe Werk auf dem Dach zu installieren, ist schon um einiges älter. Wie alt, weiss niemand mehr genau. Auch nicht, wer auf die Idee gekommen ist.
Auftragswerk vom Maja Sacher
Die «Grosse Spirale», auch «Doppel-Helix» genannt, ist ein Auftragswerk der Mäzenin, Kunstsammlerin und Roche-Erbin Maja Sacher (1896-1989). Entstanden ist das Werk in den frühen 1970er-Jahren. Und in seinem Wesen repräsentiert es auf augenfällige Weise die Beziehung, die der Pharmakonzern zum Künstler hat, dem er ein Museum gewidmet hat. Der damals in Paris lebende Künstler sollte eine Skulptur schaffen, die man beim Basler Institut für Immunologie der Firma Hoffmann-La Roche AG, installierten wollte und auch tat.
Tinguely entwarf für das Institut seine Version der Doppel-Helix, der doppelten, in sich selbst verdrehten Gen-Spirale. Dem Vernehmen nach soll das Werk auf eine Begegnung zwischen dem Künstler und James Watson, einem der beiden Entdecker der Doppel-Helix, zurückgehen. Nach anfänglicher Skepsis hätten der Maschinenkünstler und der Nobelpreisträger zu einem beiderseits stimulierenden Austausch zusammengefunden, schreibt das Museum Tinguely.