Energieagentur sieht Anstieg der Erdölpreise erst 2017

Die Erdölpreise dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) erst im kommenden Jahr wieder ansteigen. Wegen des grossen Überangebots sei kurzfristig nicht mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen, erklärte die IEA am Montag.

Weil zurzeit weltweit die Erdölpumpen auf Volltouren laufen, bleibt Erdöl vorerst günstig. (Archivbild: Erdölfeld in China) (Bild: sda)

Die Erdölpreise dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) erst im kommenden Jahr wieder ansteigen. Wegen des grossen Überangebots sei kurzfristig nicht mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen, erklärte die IEA am Montag.

Zudem dürften die grossen Lagerbestände die Erholung der Ölpreise bremsen. Die in den Jahren zuvor boomende US-Förderung von Öl aus Schiefergestein mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Technik werde auch noch 2016 und 2017 unter dem Druck des Preiskampfes sinken. Erst dann sei in den USA wieder ein Anstieg zu erwarten, bevor dort 2021 ein neuer Förderrekord erreicht werden dürfte.

Insgesamt wird die weltweite Öl-Produktion von 2015 bis 2021 um 4,1 Millionen Barrel (1 Fass = 159 Liter) am Tag steigen, dies vor allem wegen der Erdölförderung in Iran und den USA. Im Vergleich zur Erhöhung um 11 Millionen Barrel zwischen 2009 und 2015 stellt diese Steigerung jedoch einen deutlichen Rückgang dar.

Als Grund dafür gibt die IEA vor allem den Preiseinbruch an. Seit Mitte 2014 hat sich der Erdölpreis um rund 70 Prozent reduziert und bewegt sich aktuell bei 40 Dollar pro Barrel, was ein Resultat des Überangebots ist. So haben insbesondere Saudi-Arabien und die USA die Erdölförderung in den letzten Jahren deutlich erhöht.

Russland und Saudi-Arabien, die zwei wichtigsten Förderländer weltweit, haben zwar in der letzten Woche eine Drosselung ihrer Erdölförderung in Aussicht gestellt, wenn auch die anderen Förderländer sich beschränken. Da jedoch diese dazu nicht bereit sind, geht die IEA kurzfristig von weiterhin tiefen Erdölpreisen aus.

Drastische Preiserhöhung möglich

Mittelfristig – das heisst bis in etwa fünf Jahren – befürchtet die IEA jedoch einen drastischen Anstieg der Ölpreise. Grund sei der beispiellose Verzicht auf Investitionen in die Fördertechnik, ausgelöst durch den derzeit sehr niedrigen Preis für Rohöl.

Die entsprechenden Ausgaben der Branche seien im Jahr 2015 um 24 Prozent gefallen und würden 2016 nun noch einmal um 16 Prozent abnehmen. Einen Investitionsrückgang in der Ölbranche in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gab es zuletzt 1986, sagte IEA-Chef Fatih Birol am Montag bei der Vorstellung des mittelfristigen Ölmarkt-Reports der Agentur im texanischen Houston.

Vor allem die Produktion in den USA lasse durch die ausbleibenden Investitionen stark nach. Von 2021 an seien die USA und der Iran dann aber wohl für den grössten Anstieg der Produktion verantwortlich. So werde die iranische Ölproduktion bis 2021 um eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag auf 3,9 Millionen Barrel pro Tag steigen. Viele Handelssanktionen gegen Teheran waren vor kurzem gefallen, das Land will sein Erdöl künftig wieder in alle Welt exportieren.

«Für die Verbraucher ist es derzeit einfach, sich durch die niedrigen Preise einlullen zu lassen, aber sie sollten die Signale nicht überhören», warnte Birol. Er sieht für den Beginn des nächsten Jahres das Ende des längerfristigen Preissturzes beim Öl voraus. «Dann sollte der Markt beginnen, sich wieder auszubalancieren.»

Auftrieb für Erdölpreis

Die Preise für den wichtigen Rohstoff erhielten am Montag deutlichen Auftrieb. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 34,28 US-Dollar. Das waren 1,26 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,33 Dollar auf 33,08 Dollar.

Gestiegene Erwartungen einer Begrenzung der seit Monaten anhaltenden Ölschwemme waren ein Grund dafür. So hatten Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela zuletzt über ein Einfrieren der Fördermenge auf dem aktuellen Niveau gesprochen – dies würde zumindest keine weitere Erhöhung bedeuten. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, rechnet aber nicht damit, dass eine mögliche Allianz der Exportländer das Überangebot deutlich verringern könnte: «Bislang haben lediglich vier Produzentenländer der Einigung zugesagt. Ausser Iran und Irak wäre ohnehin kaum ein Land in der Lage, seine Ölproduktion nennenswert zu steigern.»

Dagegen ging der Preis für Opec-Rohöl zuletzt zurück. Das Opec-Sekretariat meldete, dass der Korbpreis am Freitag 29,17 US-Dollar pro Barrel betragen habe – 79 Cent weniger als am Donnerstag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der 13 wichtigsten Sorten des Kartells.

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