Auf der Suche nach essbaren Pflanzen und Wild wandern die Angehörigen vom Volk der Hadza stundenlang durch die Savanne. Trotzdem verbrauchen sie nicht mehr Energie als ein durchschnittlicher Abendländer mit seinem im Vergleich eher gemütlichen Lebensstil, berichtet ein internationales Forscherteam.
Ihre Untersuchung stelle die Annahme infrage, dass der westliche Lebensstil zu einer starken Einschränkung des Energieverbrauchs führe und damit für die gegenwärtige Fettsucht-Epidemie mitverantwortlich sei, schreiben die Forscher im Fachblatt „PLoS One“.
Die Hadza leben im Norden Tansanias. Sie sind eine typische Jäger-Sammler-Gesellschaft: Die Männer jagen mit Pfeil und Bogen Wild und sammeln Honig. Die Frauen sammeln Pflanzen und Früchte oder graben nach Wurzeln. Die Hadza besitzen weder Fahrzeuge noch moderne Waffen oder andere Technologien.
Ihr Lebensstil ähnelt damit weitgehend dem unserer Vorfahren aus dem Pleistozän – und eignet sich gut für die Untersuchung verschiedener Aspekte der menschlichen Entwicklungsgeschichte.
Die Forscher um Herman Pontzer vom Hunter College in New York (US-Staat New York) bestimmten mehrere körperliche Merkmale, wie etwa den Körperfettanteil, und zudem den täglichen Energieverbrauch bei einer Gruppe von insgesamt 30 Hadza-Männern und -Frauen.
Energieverbrauch des Menschen stabil
Sie stellten dabei fest, dass die Hadza zwar körperlich viel aktiver waren, aber trotzdem nicht mehr Energie verbrauchten als etwa ein US-Bürger oder Europäer. Der Energieverbrauch sei ein recht stabiles physiologisches Merkmal der menschlichen Spezies, folgern die Forscher. Er sei mehr ein Produkt unserer gemeinsamen genetischen Herkunft als eines unterschiedlicher Lebensstile.
Warum neigen die Abendländer aber dennoch zu Übergewicht und Fettleibigkeit? Die Wissenschaftler vermuten, dass dies vor allem an unserer ungesunden Ernährung liegt, die aus stark verarbeiteten, kalorien- und zuckerreichen Lebensmitteln bestehe. Wir verbrauchen also nicht zu wenig Energie, wir nehmen zu viel Energie auf.
Sport und körperliche Bewegung seien trotzdem für einen gesunden Lebensstil unerlässlich, betonen die Forscher. Die Zusammenhänge zwischen Stoffwechsel, Ernährung, Bewegung und Körpergewicht seien aber vermutlich komplizierter als bislang angenommen.