Der britisch-russische Energiekonzern TNK-BP hat am Montag offiziell bestätigt, dass der ehemalige deutsche Kanzler Gerhard Schröder das Direktorium des Unternehmens verlässt. Auch James Leng, ein weiterer unabhängiger Direktor des Unternehmens, scheidet zum Jahresende aus dem Gremium aus.
Hintergrund der Rücktritte sind russischen Medienberichten zufolge Streitigkeiten innerhalb des Gemeinschaftsunternehmens TNK-BP zwischen dem britischen Ölriesen BP und seinen russischen Partnern, die im Konsortium Alfa Access-Renova (AAR) zusammengeschlossen sind.
BP war in der Vergangenheit mit den russischen TNK-BP-Aktionären aneinandergeraten, als das britische Unternehmen eine weitere Partnerschaft mit dem russischen Ölriesen Rosneft hatte eingehen wollen. Die russischen Aktionäre verwiesen dabei auf eine Abmachung, wonach BP alle Projekte in Russland und in der Ukraine über TNK-BP realisieren müsse. AAR verfolgt BP seitdem vor dem Schiedsgericht in Stockholm.
Eine Quelle aus dem Aufsichtsrat sagte der Zeitung „Wedomosti“, Schröder habe in einer „privaten Unterredung“ gesagt, der unabhängige Direktor habe die Aufgabe, die „Arbeit des Unternehmens zu verbessern, nicht eine entscheidende Stimme in einem Konflikt zu sein“. Leng habe sich dieses Argument zu eigen gemacht.
Am Samstag hatte Schröders Büro den Rückzug des Altkanzlers aus dem Gremium bestätigt. Ein Sprecherin verwies zugleich darauf, dass es sich um eine „privatwirtschaftliche Angelegenheit“ handle und zu Einzelheiten nicht Stellung genommen werden könne.
Im Oktober war der TNK-BP-Vizepräsident Maxim Barski, der eigentlich 2011 Chef des Unternehmens werden sollte, zurückgetreten. Er hatte sich für eine unabhängige Leitung des Gemeinschaftskonzerns ausgesprochen. Das 2003 gegründete Unternehmen TNK-BP ist Russlands drittgrösster Ölproduzent. Er macht rund ein Viertel der weltweiten Ölproduktion von BP aus.