Energieunternehmen müssen bei Effizienzsteigerung mitarbeiten

Der Bundesrat will Stromfirmen dazu verpflichten, die Energieeffizienz voranzutreiben. Heute verdienen die Unternehmen mehr, wenn sie mehr Strom verkaufen – ihr Interesse an geringerem Energieverbrauch hält sich daher in Grenzen. Das soll sich ändern.

Auch Stromkonzerne müssen sparen helfen: Das Atomkraftwerk in Gösgen (Archiv) (Bild: sda)

Der Bundesrat will Stromfirmen dazu verpflichten, die Energieeffizienz voranzutreiben. Heute verdienen die Unternehmen mehr, wenn sie mehr Strom verkaufen – ihr Interesse an geringerem Energieverbrauch hält sich daher in Grenzen. Das soll sich ändern.

Künftig sollen die Behörden den Energieversorgungsunternehmen ab einer bestimmten Grösse vorschreiben, wie viel Strom sie pro Jahr einsparen sollen. Laut Energieministerin Doris Leuthard könnte die Reduktion zwei Prozent des Absatzes in der Schweiz betragen.

Zum Ausgleich zwischen den Firmen, die das Ziel erreichen, und jenen, die es verfehlen, will der Bund einen Handel mit sogenannten „Weissen Zertifikaten“ aufziehen, die für Einsparungen ausgeteilt würden. Wer mehr einspart, als er muss, kann Zertifikate an die Unternehmen verkaufen, die ihre Ziele verfehlt haben.

Bussen vorgesehen

Bussen drohen den Unternehmen, die ihre Ziele über eine Dreijahresperiode nicht erreichen. Diese sollen nach der Vernehmlassungsvorlage fünf Rappen pro verfehlte Kilowattstunde bezahlen – die Einsparung muss zudem nachgeholt werden.

Für die Ausgestaltung schlägt der Bundesrat vor, dass die Zertifikate nicht nach den effektiven Einsparungen verteilt würden. Die Unternehmen erhielten die Zertifikate für Massnahmen, die sie zur Effizienzsteigerung ergreifen.

Die Unternehmen hätten heute ein Interesse, möglichst viel Strom zu verkaufen, sagte Leuthard. „Mit Effizienzzielen kann man Energieversorgungsunternehmen unterstützen, innovative und effiziente Produkte zu entwickeln.“

Anlehnung an EU

Ein System mit „Weissen Zertifikaten“ prüft auch die EU. In Dänemark, Frankreich, Italien, England und der belgischen Region Flandern gibt es bereits ein solches System, wie das Bundesamt für Energie (BFE) in seinem Bericht zum ersten Massnahmepaket der Energiestrategie 2050 schreibt.

Vorgesehen ist das System nur für Stromversorger, die mehr als 30 Gigawattstunden verkaufen. Kleinere Versorger müssten einen Beitrag in einen Topf für Energieeffizienzmassnahmen einschiessen.

Nicht weiter verfolgen will der Bundesrat ein Modell, mit dem die Energietarife eine progressive Komponente erhalten hätten. Der Bundesrat verzichtet aus „rechtlichen und konzeptionellen Gründen“ auf eine Weiterverfolgung.

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