Die Schweizer Bergregionen leiden zwar unter den Auswirkungen des starken Frankens. Doch Ariane Ehrat, Chefin der Tourismus-Destination Engadin St. Moritz, ist optimistisch – auch dank des Nachwuchses in der Branche.
Die echte, herzliche Gastfreundschaft ist gemäss Ehrat einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren im Tourismus. Zwar wird Österreich dafür oft gelobt. Doch Ehrat findet, die Schweiz könne längst mithalten.
Im Interview mit dem «SonntagsBlick» sagt sie: «Es gibt sehr viele tolle Hoteliers und Gastwirte in der Schweiz! Sie haben ihre Gäste gern. Sie investieren in die Infrastruktur. Sie kämpfen. Darauf kommt es an. Wir müssen uns nicht schämen. Wir sind sehr viel besser, als man es uns glauben machen will».
Betriebe, die einheimisches Personal beschäftigen, hätten es sicher einfacher, gastfreundlich zu sein, denn die Leute seien mit der Region verwurzelt und stolz auf die Heimat. Allerdings sind die Löhne im Tourismus oftmals tiefer als in anderen Branchen.
«Ich glaube, diese Jobs müssen bei uns wieder eine viel höhere Wertschätzung erhalten. Dann sind sie auch für Junge attraktiver», sagt Ehrat.
Wertschätzung statt mehr Lohn
Dass der Anreiz über höhere Löhne stattfinden müsste, glaubt sie nicht. «Ich denke, es wächst eine Generation heran, die auf andere Werte setzt als nur aufs Geld», sagt sie. «Wenn ich die Jungen bei uns sehe, die frisch von der Schule, von der Uni kommen, dann stelle ich fest, dass sie sehr kritisch sind. Dass sie nach einem Sinn suchen. Wenn sie diesen finden, dann sind sie bereit, alles zu geben. Das macht mir Freunde. Und Hoffnung.»
Sie selbst vermarktet die Region Engadin St. Moritz zurzeit in aller Welt. «Kürzlich hatten wir arabische Journalisten hier. Die sind fast ausgeflippt, als es regnete», erzählt Ehrat. Wichtig sei aber der Gäste-Mix.
Fürs Gesamtjahr rechnet sie wegen des starken Frankens mit einem Rückgang der Übernachtungszahlen. Ein Minus unter 10 Prozent wäre offenbar verkraftbar. «Wenn wir mit einem Minus von weniger als zehn Prozent abschliessen können, ist das wohl ein Minus. Aber es ist okay.»