Enger Tunnel: Birsig könnte Basler Innerstadt überfluten

Der Tunnel, durch den der Birsig unter der Basler Innerstadt fliesst, ist eng. Jetzt hat der Kanton festgestellt, dass er handeln muss, soll der Bach nicht bei einem extremen Hochwasser die Innerstadt-Talsohle überfluten. Für Sofortmassnahmen werden rund 4,4 Millionen Franken verbaut.

Der Tunnel, durch den der Birsig unter der Basler Innerstadt fliesst, ist eng. Jetzt hat der Kanton festgestellt, dass er handeln muss, soll der Bach nicht bei einem extremen Hochwasser die Innerstadt-Talsohle überfluten. Für Sofortmassnahmen werden rund 4,4 Millionen Franken verbaut.

Dass der Birsig bei einem Hochwasser überläuft, ist zwar als sehr selten anzunehmen, kann aber richtig teuer werden: Schätzungsweise eine Milliarde Franken Schaden drohen an Gebäuden und Einrichtungen. Doch mit etwas Pech könnten schon bei einem so genannten «hundertjährigen» Hochwasser der «Zolli» und die Innerstadt von der Heuwaage bis zur Schifflände teilweise unter Wasser stehen.

Zum Beispiel in der überschwemmungsgefährdeten Steinenvorstadt hätten die Kinos teure Infrastruktur in Untergeschossen verbaut, erklärte ein Sprecher der baselstädtischen Gebäudeversicherung am Mittwoch vor den Medien. Schwer zu beziffern sei überdies der wirtschaftliche Schaden wegen zeitweise geschlossenen Geschäften.

Tunnel am Limit

Vom Birsig gehe eine «erhebliche Überschwemmungsgefahr» aus, sagte Baudirektor Hans-Peter Wessels. Laut Kantonsingenieur Roger Reinauer können die vor rund 50 Jahren in den Birsigtunnel gelegten Leitungen – darunter die Fernwärme – dem Hochwasserdruck wohl widerstehen. Aber die Kapazität des Tunnels sei knapp; bei einer Verstopfung werde es heikel.

Der Tunnel schlucke zwar an sich sogar ein 300-jähriges Hochwasser. Jedoch erreicht dann laut Reinauer der Birsigpegel an mehreren Punkten die Tunneldecke . Dabei können sich mehrere Tonnen Druck aufbauen, welche den Deckel anzuheben drohen. Ob dabei Schäden drohen und wie man dies vermeiden kann, werde noch weiter abgeklärt.

Die Erkenntnisse hat der Stadtkanton gewonnen aus Abklärungen für eine Naturgefahrenkarte, die der Bund landesweit bestellt hatte. Der Birsig, der aus dem Leimental via Heuwaage zur Schifflände und da in den Rhein fliesst, war einst Kloake und wurde ab dem 18. Jahrhundert gegen den Gestank abgedeckt. Heute fahren Autos und Trams darüber.

Vier Sofortmassnahmen

Schon im Mittelalter mussten starke Männer bei heftigem Regen Schwemmgut aus dem Birsig fischen, damit die Innerstadt nicht unter Wasser stand. Dafür steht heute bei Bedarf ein Bagger samt Personal bei der Heuwaage bereit, sobald der Bach markant anschwillt. Dies reicht aber nicht, wie die neuen Untersuchungen und Berechnungen gezeigt haben.

Als erste Sofortmassnahme haben dieser Tage die Arbeiten für einen Grobholz-Rechen beim Dorenbachviadukt begonnen. Dieser soll verhindern, dass zum Beispiel von Hochwasser weggerissene Bäume und Steinblöcke in den Basler Birsigtunnel geraten, hängenbleiben und die Fluten stauen.

Dann wird die Stützmauer entlang der Binningerstrasse auf der Höhe des Zoologischen Gartens erhöht – auch der dortige Bachtunnel gilt als heikler Engpass. Im Nachtigallenwäldeli unterhalb des «Zolli», das ohnehin demnächst umgestaltet wird, werden das Abflussprofil und die Bachsohle geändert.

Mit 2,5 Millionen Franken teuerste Massnahme ist ab Anfang 2016 eine Absenkung der Sohle im Tunnel unter der Aubergbrücke. Dort werden Werkleitungen um- und eine Blockrampe eingebaut sowie ein weiterer Grobrechen montiert. Die bisherige Blende am Tunneleingang wird entfernt.

Landgemeinden pendent

Die Abklärung der Überschwemmungsrisiken im Stadtkanton war Teil des Bundesauftrages zur landesweiten Untersuchung aller so genannten «gravitativen Naturgefahren» – dazu zählen Lawinen, Hochwasser mit Überschwemmungen, Rutschungen, Murgänge und Steinschlag. Für den Stadtkanton sind davon nur Überschwemmungen von Bedeutung.

Anders als beim Birsig nur geringes Gefahrenpotenzial sehen die Börden bei Rhein, Birs und Wiese. In Riehen – wo noch nicht alle Abklärungen fertig sind – könnten derweil Bettinger-, Immen- und Aubach grösserflächige Schäden bringen. Das sei schon bei starken Regenfällen möglich, wie sie etwa alle 30 Jahre vorkommen.

Die Hochwasserrisiken sind als Naturgefahrenkarte zum Stadtplan seit Dienstag online zugänglich. Noch pendent ist ein hydrologisches Gutachten zum Oberflächenwasser in Riehen und Bettingen, das 2016 vorliegen soll. Anhand dessen soll ein Überschwemmungs-Dispositiv erarbeitet werden.

www.stadtplan.bs.ch

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