Enges Rennen um Parteivorsitz der Konservativen in Frankreich

Frankreichs Konservative haben am Sonntag ihren neuen Chef gewählt. Die 300’000 Mitglieder der bürgerlich-rechten Union für eine Volksbewegung UMP (Union pour un Mouvement Populaire) hatten die Wahl zwischen Ex-Premierminister François Fillon und dem langjährigen Fraktionsvorsitzenden Jean-François Copé.

UMP-Mitglieder wählen in einem Wahllokal in Montpellier ihren neuen Parteichef (Bild: sda)

Frankreichs Konservative haben am Sonntag ihren neuen Chef gewählt. Die 300’000 Mitglieder der bürgerlich-rechten Union für eine Volksbewegung UMP (Union pour un Mouvement Populaire) hatten die Wahl zwischen Ex-Premierminister François Fillon und dem langjährigen Fraktionsvorsitzenden Jean-François Copé.

Am Abend zeichnete sich ein knappes Rennen ab: Nach Auszählung von rund 60’000 Stimmen sahen die Anhänger Copés ihren Kandidaten mit einem Vorsprung von rund 1000 Stimmen vorn. Aber auch die Anhänger Fillons sprachen von 51,1 Prozent, die ihr Kandidat nach einer Teilauszählung erhalten habe. Die endgültige Bekanntgabe des Ergebnisses wurde am späten Abend erwartet.

Das Misstrauen zwischen den beiden Kandidaten war im Vorfeld so gross, dass in den Wahllokalen besondere Vorkehrungen getroffen wurden, um Wahlfälschungen zu verhindern. Die Wahlbeteiligung war hoch, vor einigen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen.

Mit der Wahl zum Parteichef buhlten die beiden Politiker auch um die Nachfolge von Nicolas Sarkozy als Spitzenkandidat für die Präsidentenwahl 2017. Der 58-jährige Fillon und der zehn Jahre jüngere Copé rivalisieren seit Jahren um die Sarkozy-Nachfolge. Ihr Duell um den Parteivorsitz war ungewöhnlich aggressiv und gekennzeichnet von persönlichen Attacken.

Erstmals zwei Kandidaten

Erstmals haben die Mitglieder der 2002 gegründeten UMP die Wahl zwischen zwei Kandidaten. In den Vorjahren waren sowohl Alain Juppé als auch Nicolas Sarkozy jeweils unangefochten gewesen. Der Parteichef wird für die nächsten drei Jahre gewählt.

Die UMP stellte von ihrer Gründung bis dieses Frühjahr mit Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy den Staatspräsidenten. Der neue Parteichef hat gute Chancen, den sozialistischen Staatspräsidenten François Hollande in fünf Jahren herauszufordern – es sei denn, Sarkozy würde sich wieder zurückmelden. Rund 64 Prozent der UMP-Anhänger wünschen sich, dass Sarkozy 2017 erneut für das höchste Staatsamt antritt.

Wahlkampf bis zuletzt

Bis zuletzt hatten Copé und Fillon um jede Stimme gekämpft. Noch am Samstag verschickte Copé Botschaften an die Parteimitglieder, in denen er eine „Rechte ohne Komplexe“ verspricht, die konstruktiv und energisch gegen eine Linke kämpfen werde, die Frankreich zerstöre.

Fillon schrieb wenige Stunden vor Beginn der Abstimmung am Sonntagmorgen in einer E-Mail: „Wer kann am ehesten die Franzosen in der UMP vereinen? Wer kann uns und Frankreich gewinnen lassen?“

Copé gilt als weiter rechts stehend als Fillon. Beide Kandidaten sind gegen bedeutende Regierungsprojekte der Sozialisten wie die Homo-Ehe oder das Kommunalwahlrecht für Ausländer. In Umfragen geniesst Fillon wesentlich höhere Popularität im Volk und in der Partei.

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