Das Atomkraftwerk Mühleberg soll ab 2017 nur unter strengen Auflagen weiter betrieben werden können. Die vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) gestellten Forderungen will der Berner Energiekonzern BKW erfüllen.
Der Zeitplan sei allerdings „sportlich“, räumte BKW-Sprecher Antonio Sommavilla am Freitag auf Anfrage ein. Er sei aber zuversichtlich, dass die BKW die Fristen einhalten könne. Das ENSI verlangt dass die Massnahmen bis spätestens 2017 umgesetzt sind.
ENSI-Direktor Hans Wanner betonte am Freitag vor den Medien in Brugg, dass die BKW die Nachrüstungen „zügig“ an die Hand nehmen müsse. „Es ist uns wichtig, dass vorwärts gemacht wird“, doppelte Georg Schwarz, ENSI-Vizedirektor und Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke nach.
Bereits bis Ende Juni muss die BKW verbindlich aufzeigen, wie sie einen ersten Teil der geforderten Nachrüstungen umsetzen will. Bis im Dezember muss klar sein, wie die restlichen Massnahmen umgesetzt werden.
Zuganker bis 2017 ersetzen
Insgesamt zehn Forderungen stellt das ENSI für einen Langzeitbetrieb des inzwischen 40 Jahre alten Atomkraftwerks. Dazu gehören insbesondere der Ersatz der Zuganker, die den mit Rissen behafteten Kernmantel stabilisieren und ein aareunabhängiges Kühlsystem. Diese Massnahmen müssen bis spätestens 2017 umgesetzt werden.
Eine weitere Forderung betrifft die Nachrüstung eines erdbebenfesten Kühlsystems für das Brennelementbecken. Daneben muss die BKW auch den Zustand des sogenannten Primärcontainments, also des Sicherheitsbehälters, genauer untersuchen. Dabei müsse die BKW den Fokus auch auf die bisher als unzugänglich eingestuften Anlageteile richten.
„Auf dem richtigen Weg“
Die Forderungen treffen die BKW nicht unvorbereitet. Viele der Massnahmen sind bereits angedacht. Die Stellungnahme des ENSI zeige, dass die BKW mit ihren geplanten Massnahmen auf dem Richtigen weg sei, führte Sommavilla aus.
Die BKW möchte das inzwischen 40-jährige Atomkraftwerk Mühleberg noch bis 2022 betreiben. Ob sich dies vor dem Hintergrund der geforderten Massnahmen allerdings lohnt, bleibt abzuwarten.
Erst am Montag hatte die BKW verlauten lassen, dass die Nachrüstung teurer werde als angenommen. Ob diese dann auch wirtschaftlich sind, will die BKW erst in einem Jahr beurteilen. Ebenfalls noch offen sind diverse hängige Rechtsverfahren, unter anderem auch eines zu einer zeitlich unbeschränkten Betriebsbewilligung.
Seit langem umstritten
Die Sicherheit des 1972 in Betrieb genommenen AKW Mühleberg vor den Toren der Stadt Bern ist seit langem umstritten. Atomkraft-Gegner kritisieren, der „Uralt-Reaktor“ mit Rissen im Kernmantel und zahlreichen anderen Sicherheitsmängeln müsse dringend vom Netz genommen werden.
Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurden die Rufe nach einer Stilllegung noch eindringlicher. Im Zuge des vom Bund beschlossenen Ausstiegs aus der Atomkraft überarbeitete die BKW ihre Strategie und besetzte die Konzernspitze neu.
Ab 2022 will der Konzern ganz auf erneuerbare Energien setzen. Bis dahin will die BKW „Mühleberg“ aber noch betreiben.