Ob das Kunstmuseum Bern das Erbe des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt wirklich antreten kann, entscheidet sich eventuell erst in Monaten. Ein von Gurlitts Cousine angestrengtes Verfahren dauert nämlich immer noch an.
Der Sprecher der bald 87-jährigen Uta Werner bestätigte am Freitag auf Anfrage eine Meldung von Schweizer Radio SRF 2, wonach Werner beim Nachlassgericht München Ende Februar oder Anfang März einen Antrag auf Ausstellung des Erbscheins einreichen wolle.
Damit nehme das Verfahren seinen üblichen Verlauf, sagte Sprecher Thomas Pfaff weiter. Nach einem ersten formlosen Antrag müsse nach deutschem Recht ein formeller Antrag folgen. Ihm hätten die Juristen gesagt, in einem solchen Fall gingen sie von einem Entscheid nicht vor Herbst 2015 aus.
Uta Werner ging im Testament von Cornelius Gurlitt leer aus und macht geltend, dem Kunstsammler habe beim Erstellen des Testaments die Testierfähigkeit gefehlt. Sie stützt diese Aussage auf ein Gutachten. Sie ficht laut Pfaff das Testament nicht an, aber zweifelt es an und fühlt sich als gesetzlich berufene Erbin. Deshalb verlangt sie laut Pfaff den Erbschein.
Schon seit Mitte November ist bekannt, dass Uta Werner das Gurlitt-Testament anzweifelt. Eine Sprecherin des zuständigen Gerichts sagte schon damals, mit dem Verfahren könne es schnell gehen, dieses könne sich aber auch in die Länge ziehen. Ähnlich äusserte sich dieselbe Sprecherin nun auch in der Sendung «Reflexe» von Schweizer Radio SRF 2 vom Freitag.
Stiftungsratspräsident bleibt optimistisch
Schon als das Kunstmuseum Bern Ende November in Berlin die Annahme des Gurlitt-Erbes bekanntgab, sagte Stiftungsratspräsident Christoph Schäublin, er sehe dieser Auseinandersetzung um das Erbe gelassen entgegen.
Auch auf SRF 2 wird er mit den Worten zitiert, das Kunstmuseum Bern gehe grundsätzlich davon aus, dass es das Erbe werde antreten können. Dementsprechend fahre das Kunstmuseum mit der Vorbereitungsarbeiten für die geplante Berner Forschungsstelle zur Aufarbeitung der Gurlitt-Sammlung wie geplant fort.
Schäublin sagte im Radio aber auch: «Ich hoffe, dass sich die Sache nicht ewig hinziehen wird – ärgerlich ist die Sache schon».