Im entscheidenden Match, dem dritten Gruppenspiel gegen Mexiko, zeigt Kroatien seine schwächste Leistung des WM-Turniers. Trainer Niko Kovac und seine Spieler wahren aber allen Anstand.
Nach einer Darbietung ohne Ideen beim enttäuschenden 1:3 gegen Mexiko müssen Kroatiens Fussballer, unter ihnen auch der «Schweizer» Mittelfeldspieler Ivan Rakitic, Brasilien früher als erhofft verlassen.
Im schmerzhaften Moment der Niederlage zeigte Trainer Niko Kovac (42), der langjährige Bundesliga-Profi, menschliche Grösse. Sekunden nach dem Schlusspfiff eilte er zielstrebig auf seinen mexikanischen Kollegen zu. Kovac legte Miguel Herrera kurz die rechte Hand auf die Schulter, flüsterte ihm ein paar Worte zu und gratulierte fair zum verdienten Weiterkommen. Als sich die Spieler der «Tri» von ihren berauschten und sangesfreudigen Fans feiern liessen, stand Kovac auf der Höhe der Mittellinie und spendete höflichen Applaus.
Das Out nach der Gruppenphase nagte an Kovac, es nervte ihn. Aber er wollte es sich nicht anmerken lassen. Er tröstete erst den Noch-Bayern-Stürmer Mario Mandzukic und ging dann zu jedem seiner Spieler. Ob Top-Leute wie Mandzukic, Luka Modric, Rakitic oder Ivica Olic – alle hatten enttäuscht, alle zeigten im wichtigsten Spiel der Vorrunde ihre schwächste Leistung.
«Das Debakel einer Generation», sah das kroatische Internetportal «Index.hr» und fällte ein vernichtendes Urteil: «Seit Jahren hören wir, dass Kroatien am besten spielt, wenn es am meisten darauf ankommt. Diese hohle Phrase kann endgültig in den Abfallkübel der Geschichte geworfen werden. Als es am meisten darauf ankam, spielte Kroatien seinen schlechtesten Match.» Eine «Katastrophe in Recife» sah «Jutarnji List». Derart abrechnen mochte Kovac mit den Profis nicht.
Und doch endete die ehrgeizige WM-Mission der Kroaten erneut mit einer Enttäuschung. Zum dritten Mal nach 2002 und 2006 verpasste das Team den Einzug in die Achtelfinals. «So ist das Leben, aber das Leben geht weiter. Danke und auf Wiedersehen», sagte Kovac später auf der Pressekonferenz, als er erstaunlich gefasst das bittere Scheitern reflektierte. Selbstbewusst bis forsch war er in die Partie gegangen und hatte von einem «Rezept, sie zu schlagen» gesprochen. An diesem Abend aber fehlten alle nötigen Zutaten.
In der ersten Halbzeit versuchte es Kovac mit einem 4-1-4-1-System, um das Mittelfeld zu kontrollieren, wie er es formulierte. Beim Stand von 0:0 wechselte er die Taktik zu einem offensiveren 4-2-3-1. «Wir mussten etwas ändern, weil wir ja gewinnen mussten. Ein Punkt hätte nicht gereicht», erläuterte Kovac seine Coaching-Massnahme, die nicht nur ihr Ziel verfehlte, sondern sogar verheerende Auswirkungen hatte.
«Unser Ziel war es, uns für die WM zu qualifizieren. Das haben wir geschafft, und das war ein Erfolg», sagte Kovac und betonte: «Ich habe einen Vertrag und wüsste nicht, warum es nicht weitergehen sollte. Wir hatten eine schwere Gruppe mit Brasilien und Mexiko, aber wir haben eine Mannschaft mit einer guten Perspektive.»