EPFL-Doktorand Kirell Benzi hat Youtube-Playlists mit fast 50’000 Videos zum populären Spiel Pokémon Go analysiert und die Videos als Netzwerk dargestellt. Daran will er untersuchen, wie sich ein Thema im Internet viral verbreitet.
Seine Werkzeuge zum Sammeln und zur Analyse grosser digitaler Datenmengen hatte Benzi bereits zuvor am «Star Wars»-Universum getestet. Dabei hatte er die Vernetzung aller insgesamt rund 20’000 Charaktere der Weltraum-Saga nachgezeichnet. Nun ist «Pokémon Go» in seinen Fokus gerückt.
Das Spiel hat eine wahre Flut an Youtube-Videos ausgelöst: Nur zwei Wochen nach dem offiziellen Start gab es bereits 25’000 Videos, nach einem Monat fast 50’000, mit mehr als sieben Milliarden Klicks, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Dienstag mitteilte.
Anhand von Pokémon Go-Playlisten hat Benzi all diese Videos in den verschiedensten Sprachen und mit den unterschiedlichsten Inhalten gesammelt und als virtuelles 3D-Netzwerk visualisiert. Jedes Video wird darin durch einen Punkt dargestellt, der mit anderen Punkten verbunden ist, je nachdem, zu welcher Playlist sie gehören. Die Darstellung sei zudem interaktiv: jeder Punkt ist mit dem jeweiligen Video verlinkt, schrieb die EPFL.
Viralität erforschen
«Das Ziel meiner Arbeit ist, den unglaublichen Erfolg dieses Spiels zu nutzen, um zu erforschen, wie etwas viral wird», liess sich Benzi in der Mitteilung zitieren. Dabei will er untersuchen, welche Personen sich die Videos anschauen, woher sie kommen, wonach sie suchen, wie sich die Information verbreitet und über welche Kanäle. Ausserdem interessieren ihn die Entwicklung über die Zeit und wie Youtube-Berühmtheiten entstehen.
Abgesehen von seinem akademischen Interesse an den Netzwerken hat Benzi auch den visuellen Charme der Netzwerke erkannt, die er im Laufe seines Doktorats visualisiert hat. Daraus ist eine ungewöhnliche Ausstellung entstanden, die Anfang November am Tag des offenen Tür der EPFL der Öffentlichkeit präsentiert wird. Nach einer weiteren Ausstellung auf dem EPFL-Campus im kommenden Februar sollen die Grafiken auch in Paris und London gezeigt werden, so die Mitteilung.