Epischer Sieg für Federer gegen Murray

Mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration hat Roger Federer die Vorrunde der ATP World Tour Finals als Gruppenerster abgeschlossen und Andy Murray bei der unglaublichen 6:0, 6:1-Abfuhr in Londons O2-Arena eine der schmerzlichsten Karriere-Niederlagen zugefügt.

Roger Federer besiegt Andy Murray bei den ATP World Tour Finals in der O2 Arena in London am 13. Nov. 2014. (AP Photo/Kirsty Wigglesworth) (Bild: KIRSTY WIGGLESWORTH)

Mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration hat Roger Federer die Vorrunde der ATP World Tour Finals als Gruppenerster abgeschlossen und Andy Murray bei der unglaublichen 6:0, 6:1-Abfuhr in Londons O2-Arena eine der schmerzlichsten Karriere-Niederlagen zugefügt.

Wie im Rausch spielte der vierfache Familienvater bei diesem Centre Court-Kurzauftritt und untermauerte zugleich seinen Anspruch auf seinen siebten WM-Titel. «Das war ein Auftritt wie aus dem Himmel, göttlich», sagte Ex-Topprofi Greg Rusedski über Federers aufsehenerregende Tennis-Gala über 56 Minuten. Es sei einer dieser Tage gewesen, so Federer in einem Blitz-TV-Interview, «an denen bei einem Spieler einfach alles funktioniert – und bei dem anderen wenig.»

Schon mit dem makellosen 6:0-Satzgewinn, dem ersten Zu-Null-Durchgang in 23 Spielen gegen Murray, hatte Federer sein Hauptziel erreicht – nämlich Spitzenreiter in seiner Gruppe zu werden und damit ein mögliches frühes Aufeinandertreffen mit Novak Djokovic zu vermeiden. Für Murray kam es doppelt knüppeldick, denn die Demütigung beraubte ihn aller Chancen auf eine Halbfinal-Qualifikation. Platz 2 in der Gruppe B nahm dafür Japans WM-Debütant Kei Nishikori ein. Sollte Stan Wawrinka in der Gruppe A Platz 2 erreichen, käme es am Samstag zum ersten WM-Spiel zweier Schweizer, zum Duell zwischen den beiden Freunden und Davis Cup-Kollegen. Federer wäre hier der klare Favorit, umso mehr nach seiner imponierenden Show zum Vorrundenschluss.

Berauschende Punkte

Fast einer Demütigung Murrays kam der Sieg des 33-jährigen Grossmeisters gleich, der im ersten Satz einmal 14 berauschende Punkte hintereinander holte und bereits nach 24 Minuten den Auftaktsatz entschieden hatte. Noch stiller wurde es in der mit knapp 20.000 Zuschauern ausverkauften Arena, als Federer auch im zweiten Satz schnell 3:0 in Führung ging und man fast Mitleid mit dem erfolglos bemühten Schotten haben konnte. Erst bei 0:5 holte Murray seinen ersten und einzigen Punkt.

Vom Zwang des Siegens in diesem letzten Gruppenspiel war Federer bereits durch das Geschehen am Nachmittag befreit worden – da hatte Nishikori den spanischen Ersatzmann David Ferrer in drei Sätzen mit 4:6, 6:4 und 6:1 geschlagen und damit dem Maestro den Weg in die letzten Vier geebnet, übrigens zum 12. Mal bei 13. WM-Teilnahmen des Alterspräsidenten. Ferrer war für den verletzten Kanadier Milos Raonic eingesprungen, der in London wie viele andere Turnierteilnehmer einen von vornherein matten, erschöpften, ausgelaugten und schliesslich auch angeschlagenen Eindruck machte.

Zwei Sätze pro Spiel

Kein Wunder, dass die ersten acht Spiele dieses von der ATP reisserisch als «Final Showdown» vermarkteten Wettbewerbs allesamt über nur zwei spannungsarme Sätze gingen, mit einer verblüffend mageren Gesamtspielzeit von acht Stunden und 26 Minuten. Pro Match waren das etwa 63 Minuten, also genau soviel wie auch Novak Djokovic in der Abendpartie des Mittwochs gebraucht hatte, um den überforderten Stan Wawrinka mit 6:3 und 6:0 zu distanzieren. Er sei regelrecht «verprügelt» worden, bekannte der Romand hinterher zerknirscht, «in dieser Form ist Djokovic kaum zu bändigen.» Für Wawrinka blieb allerdings die Halbfinalchance intakt, und zwar am ehesten, wenn er an diesem Freitag sein letztes Gruppenspiel gegen den bisher sieglosen US Open-Champion Marin Cilic gewann.

An diesem Freitag wird sich möglicherweise auch schon entscheiden, wer das Jahr 2014 als Nummer eins der Weltrangliste beendet – entweder Novak Djokovic oder Roger Federer. Djokovic brauchte für die endgültige Bestätigung seiner Spitzenposition einen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen den Tschechen Tomas Berdych – dies freilich auch im akuten Interesse, sein Halbfinalmitwirken in der O2-Arena abzusichern.

Nächster Artikel