Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bekräftigt, dass sein Land eine militärische Unterstützung für die von den USA angeführte Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erwägt. «Wir werden dort sein, wo wir sein müssen», sagte der Präsident.
Die Türkei könne bei dem Konflikt «nicht ausserhalb» stehen, sagte Erdogan am Sonntag beim Weltwirtschaftsforum in Istanbul. Auch einen Einsatz von Bodentruppen schloss Erdogan nicht aus. Zugleich betonte er aber, dass langfristig ein militärisches Vorgehen gegen den IS nicht ausreiche, um die Dschihadistenmiliz zu besiegen. Bomben könnten nur eine «provisorische Lösung» sein, sagte Erdogan.
Regierungschef Ahmet Davutoglu sagte, dass die Regierung am Montag einen Mandatsentwurf für einen Einsatz der Streitkräfte im Irak und in Syrien ins Parlament einbringen werde. Das Parlament werde am Donnerstag über die Vorlage debattieren.
Die US-Luftwaffe fliegt seit Anfang August Angriffe auf Stellungen der IS-Miliz im Irak, seit dieser Woche ausserdem in Syrien. Unterstützt wird sie dabei von Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Washington kann dabei auch auf eine immer breitere Unterstützung von europäischen Partnern zählen. Nach Frankreich schlossen sich zunächst Grossbritannien, Dänemark, Belgien und die Niederlande an.
«Gefahr unterschätzt»
Die USA haben nach den Worten von Präsident Barack Obama die Gefahr unterschätzt, dass sich islamistische Extremisten in das Bürgerkriegsland Syrien zurückziehen und von dort eine Offensive starten. Aus dem Irak vertriebene frühere Al-Kaida-Kämpfer hätten sich in Syrien sammeln und die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) gründen können, sagte Obama am Sonntag in einem Interview mit dem US-Sender CBS, das vorab in Auszügen veröffentlicht wurde. «Ich denke, der Chef unserer Geheimdienste, Jim Clapper, hat eingeräumt, dass sie das, was in Syrien vor sich ging, unterschätzt haben.»
Auf die Frage, ob die Regierung die Fähigkeit oder den Willen der irakischen Truppen zum Kampf gegen den IS überschätzt habe, sagte er: «Das ist absolut richtig.» Die Extremisten seien im Umgang mit sozialen Medien «sehr gerissen» und würden Kämpfer aus Europa, den USA, Australien und muslimischen Ländern anlocken, «die an ihren dschihadistischen Quatsch glauben», sagte Obama weiter.