Erdogan-Berater tritt in Soma auf Demonstranten ein

Mit Tritten auf einen am Boden liegenden Demonstranten am Ort des Grubenunglücks von Soma hat ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan helle Empörung ausgelöst. Ein Foto des Zwischenfalls machte auf den sozialen Medien die Runde.

Eine Szene einer Demonstration in Soma (Bild: Twitter) (Bild: sda)

Mit Tritten auf einen am Boden liegenden Demonstranten am Ort des Grubenunglücks von Soma hat ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan helle Empörung ausgelöst. Ein Foto des Zwischenfalls machte auf den sozialen Medien die Runde.

Darauf ist zu sehen, wie Berater Yusuf Yerkel zum Tritt ausholt, während zwei Sicherheitskräfte einen Mann am Boden festhalten. Yerkel hatte am Mittwoch Erdogan bei einem Besuch in Soma begleitet.

Dabei war es zu Buhrufen und Protesten gegen den Ministerpräsidenten gekommen. Die Regierung ist wegen des schwersten Grubenunglücks in der Geschichte der Türkei unter grossen Druck geraten.

Yerkel bestätigte dem türkischen Dienst des britischen Senders BBC, dass er auf dem Bild zu sehen sei. Türkischen Medienberichten zufolge sagte Yerkel, bei dem Mann habe es sich um einen militanten Linken gehandelt, der ihn und Erdogan angegriffen und beleidigt habe.

In der Hauptstadt Ankara und in der Metropole Istanbul hatten am Mittwochabend Tausende Menschen wegen des Grubenunglücks den Rücktritt der Regierung gefordert. Kritiker werfen ihr vor, trotz Sicherheitsbedenken eine schützende Hand über das Kohlebergwerk gehalten zu haben.

Gewerkschaft tritt aus Protest in Streik

Aus Protest gegen die Privatisierungspolitik der Regierung rief die grösste Gewerkschaft der Türkei nach dem Grubenunglück zum Streik auf. Für Donnerstag wurden alle 240’000 Mitglieder der Gewerkschaft KESK für die Arbeiter und Angestellten im Öffentlichen Dienst aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, wie die Gewerkschaft auf ihrer Homepage mitteilte.

«Diejenigen, die Privatisierungen vorantreiben und zur Kostenreduzierung die Leben von Arbeitern aufs Spiel setzen, sind die Schuldigen des Massakers von Soma und müssen zur Rechenschaft gezogen werden», erklärte die KESK.

282 Tote geborgen

Die Zahl der Toten bei dem verheerenden Grubenunglück stieg derweil nach Angaben der Regierung auf 282. In den vergangenen Stunden seien aus dem Kohlebergwerk Soma keine Kumpel mehr lebend geborgen worden, sagte Energieminister Taner Yildiz am Donnerstagmorgen.

Es wird befürchtet, dass noch zahlreiche Bergarbeiter unter Tage in der tödlichen Falle stecken. Zum Zeitpunkt des Unglücks am Dienstag, als nach einer Explosion in der Kohlegrube im westtürkischen Soma ein Feuer ausbrach, waren nach Angaben von Yildiz 787 Kumpel in der Grube.

Nächster Artikel