Eine Vega-Rakete brachte am Dienstag einen weiteren Satelliten der Sentinel-Serie für das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus ins All. Von dort lassen sich nach Angaben der Experten mehr als die Hälfte der klimarelevanten Parameter beobachten.
Mit dem neuen Satelliten will sich Europa – inklusive der Schweiz – einen Vorsprung bei der Klima-Kompetenz sichern. Bis 2021 wollen Europäische Kommission und europäische Weltraumorganisation ESA zehn Sentinel-Satelliten (Englisch für Wächter) um die Erde kreisen lassen. Sie sollen umfassendes Material über Entwicklung und Nutzung des Planeten sammeln.
Knapp 55 Minuten nach dem Start vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana am Montagmorgen um 4 Uhr mitteleuropäischer Zeit erreichte Sentinel-2A seine Position im All. Der 1140 Kilo schwere Flugkörper kreist nach Angaben in einer Höhe von 786 Kilometern um die Erde.
Von den weitgehend frei zugänglichen Daten erhoffen sich die Auftraggeber nach Angaben der europäischen Arianespace Möglichkeiten für schnelle Hilfe bei Katastrophen oder gezielte Reaktionen auf Ernteprobleme. Die Entwicklung des Klimas soll analysiert und das Wachstum von Städten erfasst werden.
Entscheidungshilfe für Politiker
Anhand der Informationen können Politiker etwa über Strukturmassnahmen entscheiden. Die Daten stehen auch Unternehmen, Landwirtschaft oder der Wissenschaft zur Verfügung. Kritisiert wird Copernicus wegen Möglichkeiten zur Grenzsicherung. So können etwa auch Flüchtlingsströme erfassen werden.
Die zehn geplanten Sentinel-Satelliten werden das Herzstück des mit rund sechs Milliarden Euro konzipierten Copernicus-Programms der ESA und der Europäischen Kommission sein. Es ist das grösste bislang entworfene Erdbeobachtungsprogramm, das den aktuellen Zustand des Planeten kontinuierlich und zeitnah erfasst.
360 Millionen Euro
Der baugleiche Sentinel-2B soll 2016 starten und die Überflugzeiten für jeden Punkt der Erde auf fünf Tage halbieren. Die Satelliten liefern hochauflösende Spektralbilder der Landoberfläche. Entwicklung und Bau der beiden haben laut Airbus Space rund 360 Millionen Euro gekostet.
Sentinel-1A ist 2014 gestartet und soll zusammen mit 1B (Start 2016) hochauflösende Radarbilder der Oberfläche von Land und Meeren liefern. Die Sentinel-3-Satelliten (2015 und 2017) sollen Temperaturen von Land und Meer sowie grossflächige Spektralbilder und Radaraufnahmen liefern.
Nummer 4 (2021) wird in der Atmosphäre Spurengase wie Ozon oder Stickstoffdioxid messen, Nummer 5 (2016) Aerosole und Spurengase. Nummer 6 (2020) wird die Entwicklung des Meeresspiegels beobachten. Daneben nutzt das Copernicus-Programm auch Daten anderer Raumfahrtprojekte sowie von Messballons, Flugzeugen, Wetterstationen, Flusspegeln oder Messbojen.