Der teure Umbau der Erstversicherungstochter Ergo und die wackligen Kapitalmärkte zu Jahresbeginn verhageln der Münchener Rück das Geschäft. Der weltgrösste Rückversicherer rechnet 2016 mit einem Gewinneinbruch um ein Viertel auf 2,3 Milliarden Euro.
Bisher hatte die Münchener Rück noch auf einen Gewinn von bis zu 2,8 Milliarden Euro gehofft, Analysten hatten mit 2,65 Milliarden Euro gerechnet. «Die Gewinneinbussen im ersten Quartal dämpfen unseren Optimismus für das Jahresergebnis», sagte Finanzvorstand Jörg Schneider am Dienstag in München. In den ersten drei Monaten brach der Gewinn um 45 Prozent auf 436 Millionen Euro ein – überraschend stark.
Sorgenkind Ergo
Die Düsseldorfer Tochter Ergo blickt in diesem Jahr erneut roten Zahlen ins Auge. Im ersten Quartal schrieb der zweitgrösste deutsche Erstversicherer bereits einen Verlust von 25 (Vorjahr: plus 102) Millionen Euro.
Dabei will der neue Ergo-Chef Markus Riess seine Strategie erst im Juni präsentieren. Die wird teuer: «Zunehmend deutlich zeichnen sich hohe Aufwendungen für die Umsetzung des Ergo-Strategieprogramms ab», warnte Schneider. Bisher hatte er aus Düsseldorf – ohne die Kosten für den Umbau – noch 250 bis 350 Millionen Euro Gewinn einkalkuliert.
Ergo war lange Jahre an der langen Leine geführt worden. Mit Riess, der als erster Ergo-Chef auch in den Konzernvorstand einzog, soll sie an Bedeutung gewinnen.
Deutliche Einbussen musste die Münchener Rück auch mit ihren Kapitalanlagen in Kauf nehmen. Sie warfen im ersten Quartal nur noch 1,57 (1,82) Milliarden Euro ab. Vor allem mit den Aktien-Portfolios schrieb der Rückversicherer Verluste. Doch auch beim Verkauf von hochverzinslichen Firmenanleihen nahm sie ein Minus in Kauf. Mit 2,7 Prozent liegt die Kapitalanlagerendite bisher unter der Zielmarke von drei Prozent.
Bisher kaum Grossschäden
Dabei läuft es im Kerngeschäft besser als gedacht. Die Schaden-Kosten-Quote sank im ersten Quartal auf 88,4 (92,3) Prozent, weil die Münchener Rück bis April kaum Grossschäden zu verkraften hatte.
Sie senkte deshalb das Ziel für die Schaden-Kosten-Quote – den Massstab für die operative Ertragskraft – auf 95 von 98 Prozent. Zudem kann sie mehr Rückstellungen für Altschäden auflösen als gedacht.