Der Industriekonzern Oerlikon hat im ersten Halbjahr Einbussen bei Bestellungen, Umsatz und Margen verzeichnet. Der Reingewinn ist nach dem Verkauf des verlustreichen Solargeschäfts aber um 30 Prozent auf 146 Mio. Fr. gestiegen. Oerlikon wähnt die Schrumpfkur hinter sich.
Die grossen Adjustierungen des Portfolios seien vollzogen, die Gruppe konzentriere sich auf Wachstum, sagte der interimistische Konzernchef Jürg Fedier am Dienstag in einer Telefonkonferenz zum Semesterergebnis.
Nach existenzbedrohenden Verlusten hat das Unternehmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren 7 Geschäftsteile verkauft und zwei kleinere Akquisitionen getätigt. Die Zahl der Mitarbeitenden sank von über 18’000 auf 12’935 per Ende Juni.
Fedier schloss nun grössere Übernahmen nicht aus und verwies auf den Cashbestand von «deutlich über einer Milliarde»: Zur Jahresmitte betrugen die flüssigen Mittel 661 Mio. Franken. Aus dem angekündigten Verkauf des Geschäfts mit Naturfaser-Textilmaschinen an die chinesische Jinsheng sollen im laufenden Quartal netto rund 500 Mio. Fr. zufliessen.
Das vom russischen Milliardär Viktor Vekselberg kontrollierte Unternehmen denkt nicht nur an Wachstum durch die Erschliessung neuer Märkte und Innovation. Möglich seien auch Übernahmen im Geschäft mit bestehenden Technologien, «interessanter sind komplementäre Technologien», sagte Fedier.
Aktien verpfändet
Zu Gerüchten über ein Interesse am Beschichtungsgeschäft Metco von Sulzer – das ebenfalls von Vekselberg dominierte Unternehmen hat die Sparte zum Verkauf gestellt – äussert sich Oerlikon weiterhin nicht. Gerüchte würden grundsätzlich nicht kommentiert, sagte Fedier.
Nichts mit einem allfälligen Übernahmeangebot zu tun habe der Deal von Vekselberg mit fünf Banken, die dem Investor neue Kredite gewährten. Dazu verpfändete Vekselberg, der derzeit auch beim Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach die Kontrolle übernehmen will, einen Grossteil seiner Sulzer- und Oerlikon-Aktien, behielt aber die Stimmrechte.
Widrige Bedingungen
Operativ habe Oerlikon trotz global schwieriger Rahmenbedingungen eine solide Leistung erzielt, erklärte Fedier. Der Semesterumsatz nahm um 2 Prozent auf 1,443 Mrd. Fr. ab, wobei nur das fortgeführte Geschäft mit der Vorjahresperiode verglichen wird. Ohne positive Wechselkurseinflüsse hätte der Rückgang fast 4 Prozent betragen.
Weniger Umsatz erzielten das Oberflächengeschäft (-1 Prozent) und vor allem die Antriebstechnik (-13 Prozent). Fedier erklärte dies mit der Nachfrageschwäche aus der Bau- und Infrastrukturbranche in China und den USA. Gebremst wurde auch das Geschäft mit Maschinen für die amerikanische Bergbau- und Gas-Frackingindustrie. Hoffnungen setzt Oerlikon dagegen in neue Getriebesysteme für Hybridfahrzeuge.
Der operative Gewinn (EBIT) des Antriebstechnik-Segments fiel um 72 Prozent auf 11 Mio. Franken. Von den fünf Sparten konnte einzig das Geschäft mit Chemiefaser-Textilmaschinen den EBIT steigern, und zwar um ein Drittel auf 89 Mio. Franken. Hier wirkte sich der Wegfall des margenschwächeren Naturfaser-Geschäftes aus, und der Erlös aus dem Verkauf des ehemaligen Saurer-Sitzes im Vorjahr wurde ausgeklammert.