Eine am Helm angebrachte Mini-Kamera steht im Mittelpunkt der Ermittlungen zum Skiunfall von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Die französischen Ermittler beschlagnahmten das Gerät inzwischen, Schumachers Managerin Sabine Kehm betonte am Samstag, dass die Familie die Kamera freiwillig der Polizei übergeben habe.
Die kleinen, leichten, wasserdichten und leicht zu bedienenden Kameras erfreuen sich bei Extremsportlern wie Tauchern, Skifahrern und Fallschirmspringern wachsender Beliebtheit. Mit Hilfe der Geräte, die nicht grösser sind als eine Zigarettenschachtel, können Sportler Aufnahmen von ihren Heldentaten ins Netz stellen und mit Freunden und Gleichgesinnten teilen.
Mini-Kameras können mit unterschiedlichen Befestigungssystemen nahezu überall angebracht werden – am Körper, an der Spitze eines Skis oder eines Surfbretts, am Klettergurt oder am Segel eines Drachenfliegers. Wie eine Stirnlampe am Helm eines Skifahrers befestigt, erlauben sie beispielsweise atemberaubende Aufnahmen von rasanten Abfahrten.
Unklar ist noch, ob Schumachers Kamera zum Unglückszeitpunkt Aufnahmen machte und ob diese nach der Wucht des Aufpralls noch verwertbar sind. Ist dies der Fall, könnten die Bilder entscheidend bei der Aufklärung des Unfallablaufes sein – zu diesem gibt es bisher widersprüchliche Schilderungen. Wie genau der Unfall ablief, spielt wiederum eine grosse Rolle in Versicherungsfragen.
Geschwindigkeit unklar
Laut der Staatsanwalt von Albertville und der Leitung der Skistation soll Schumacher mit grosser Geschwindigkeit abseits der Piste gefahren sein, als er mit dem Kopf gegen einen Felsen stürzte. Schumachers Managerin betonte dagegen, der 45-Jährige sei nicht schnell gefahren, weil er erst kurz zuvor einem Mitglied seiner Gruppe von Freunden nach einem Sturz geholfen habe.
Schumacher verunglückte im Bereich zwischen zwei markierten Skipisten. Eine Frage bei den Ermittlungen ist, ob der mit Felsblöcken durchsetzte Hang, ausreichend als gefährlich markiert und gesichert war.
«Ich finde es nicht normal, dass es zwischen zwei markierten Pisten einen Abschnitt mit Felsen gibt, zu dem der Zugang nicht mit Netzen gesperrt ist», kritisierte Schumachers früherer Formel-1-Kollege Philippe Streiff in der Zeitung «L’Équipe» – und stellte damit indirekt die Frage nach einer möglichen Mitverantwortung der Skistation.
Schumacher war am Sonntagvormittag im französischen Skigebiet Méribel in Savoyen gestürzt, als er mit einigen Freunden und seinem 14-jährigen Sohn abseits der Piste unterwegs war. Die Ärzte des Spitals in Grenoble stellten Blutergüsse im Schädelinneren, Gehirnprellungen und Schwellungen im Gehirn fest.
Schumacher musste sofort operiert werden, um einen Bluterguss zwischen Schädeldecke und Gehirn zu entfernen. Schumachers Zustand ist weiterhin kritisch.