Ermittlungen gegen Lufthansa wegen Mitarbeiter-Liste in Frankreich

Wegen einer Mitarbeiter-Liste mit herabwürdigenden Kommentaren hat die französische Justiz Ermittlungen gegen die Lufthansa aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft von Bobigny bei Paris leitete bereits Ende Dezember Vorermittlungen gegen die deutsche Fluggesellschaft ein.

Ein Lufthansa-Mitarbeiter legte eine umstrittene Liste an (Symbol) (Bild: sda)

Wegen einer Mitarbeiter-Liste mit herabwürdigenden Kommentaren hat die französische Justiz Ermittlungen gegen die Lufthansa aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft von Bobigny bei Paris leitete bereits Ende Dezember Vorermittlungen gegen die deutsche Fluggesellschaft ein.

Dies verlautete am Donnerstag aus Justizkreisen. Es geht um den Vorwurf, ein Dokument mit privaten Daten von Mitarbeitern angefertigt und aufbewahrt sowie die Daten ohne die Zustimmung der Betroffenen genutzt zu haben. Die Gewerkschaft Unsa Transport und ein Gewerkschaftsvertreter hatten Anfang November Klage wegen «Angriffs auf das Persönlichkeitsrecht» eingereicht.

Im Sommer 2013 war durch Zufall auf dem Schreibtisch eines Lufthansa-Verantwortlichen auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle eine handgeschriebene Liste mit den Namen von rund 50 Mitarbeitern und wertenden, meist negativen Kommentaren gefunden worden.

«Nicht so schlau»

Das deutschsprachige, mehrseitige Dokument, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, enthält Kommentare wie «nicht so schlau», «schusselig» oder «unbrauchbar». Neben den Namen von Gewerkschaftsvertretern stehen Klassifizierungen wie «Feldwebel» oder «Ewiggestriger» oder der Kommentar «hat Streik angezettelt».

Auch Angaben über eine angebliche HIV-Infektion eines Mitarbeiters, das Aussehen und das Privatleben tauchen auf der Liste auf, die für einen anderen Lufthansa-Verantwortlichen bestimmt war.

Massnahmen eingeleitet

Die Lufthansa hatte bereits im November die Existenz des Dokuments bestätigt und erklärt, eine derartige Liste widerspreche den Werten des Unternehmens. Es seien disziplinarische Massnahmen eingeleitet und der Mitarbeiter versetzt worden. Am Donnerstag sagte ein Lufthansa-Sprecher zur Einleitung der Ermittlungen, das Unternehmen halte sich zur Verfügung der Ermittler, um deren Fragen zu beantworten.

Klägeranwalt Olivier Villevieille sagte AFP, er hoffe auf «rasche Fortschritte» bei den Ermittlungen. Mehrere weitere Lufthansa-Mitarbeiter würden sich der Klage noch anschliessen.

Das Verhältnis zwischen der Lufthansa und ihren Mitarbeitern in Paris ist derzeit ohnehin angespannt. Die Lufthansa will im Zuge von Sparbemühungen in Frankreich 199 Arbeitsplätze streichen, das entspricht 75 Prozent der Stellen der Fluggesellschaft in dem Land. Die Mitarbeiter haben bereits mehrfach gegen die Pläne gestreikt.

Nächster Artikel