Der Fall um den verhafteten Gemeindepräsidenten von Bissone weitet sich aus. Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat inzwischen auch Ermittlungen gegen die Vize-Gemeindepräsidentin Daniela Marazzi Fontana eingeleitet.
Marazzi Fontana wird Amtsmissbrauch, ungetreue Amtsführung und Vorteilsannahme vorgeworfen, wie die Strafbehörde am Dienstag mitteilte. Die Politikerin soll in Ungereimtheiten bei der Bezahlung von Sanierungsarbeiten des Freibads verwickelt sein, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage.
Die Vize-Gemeindepräsidentin sei formal verantwortlich für dieses Projekt gewesen. Ihr werde unter anderem vorgeworfen, von den Sanierungsarbeiten auch privat profitiert zu haben, indem sie Arbeiten an ihrem eigenen Schwimmbad gleich miterledigen liess.
Auch der Gemeindesekretär muss sich wegen offener Fragen rund um die Sanierungskosten für das Lido vor der Staatsanwaltschaft verantworten. Dies wurde bereits vor zwei Wochen bekannt. Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf ungetreue Amtsführung und Amtsmissbrauch ermittelt.
Gemeindepräsident weiterhin in Haft
Am schwersten aber wiegen die Vorwürfe gegen den ehemaligen Gemeindepräsidenten des kleinen Orts am Luganersee. Ludwig Grosa wurde vor drei Wochen wegen Erpressung, Verleumdung, falsche Anschuldigungen, Zwang, Amtsmissbrauch, passive Bestechung und ungetreue Amtsführung festgenommen.
Er sitzt weiterhin in Haft. In seinem Fall geht es um verschiedene öffentliche und private Bauprojekte. Er soll unter anderem beim An- und Verkauf eines Privatgrundstücks als Vermittler aufgetreten sein und dafür Bestechungsgelder kassiert haben.
Die politische Zukunft in dem 900-Seelen-Ort ist noch ungewiss. Über die Nachfolge von Ludwig Grosa („Nuova Bissone“), der nach der Festnahme seinen Rücktritt bekannt gab, gibt es noch keine Entscheidung. Die Vize-Gemeindepräsidentin, die derselben Bürgerpartei angehört wie Grosa, ist weiterhin Mitglied der Exekutive.