In der Affäre um eine staatliche Millionenentschädigung für den skandalumwitterten französischen Unternehmer Bernard Tapie ist gegen diesen am Freitag ein formelles Ermittlungsverfahren eröffnet worden. Der Vorwurf lautet auf «bandenmässig organisierten Betrug».
Dies teilte sein Anwalt Hervé Temime mit. Der 70-jährige Tapie war seit Montag im Polizeigewahrsam zu der Affäre verhört worden, in die auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, verwickelt ist. Er wurde unter Auflagen auf freien Fuss gesetzt.
In der Affäre wurden seit Mai bereits drei Ermittlungsverfahren wegen «bandenmässig organisierten Betruges» eingeleitet, darunter gegen den heutigen France-Télécom-Chef Stéphane Richard, der einst Bürochef von Lagarde in deren Zeit als französische Finanzministerin war.
Es geht in dem Fall um eine staatliche Entschädigungszahlung an Tapie in Höhe von insgesamt rund 400 Millionen Euro im Jahr 2008, die er nach einem umstrittenen Schiedsverfahren erhielt. Dieses Schiedsverfahren wurde nach Aussagen von Richard offenbar auch vom Elysée-Palast unter dem damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy vorangetrieben.
Bei der Justiz besteht der Verdacht, dass Tapie die hohe Summe auch deshalb erhielt, weil er den konservativen Präsidentschaftskandidaten Sarkozy im Wahlkampf 2007 unterstützte. Lagarde war einem Ermittlungsverfahren entgangen; ihr wurde von der Justiz ein Zwitterstatus zwischen Zeugin und Beschuldigter zugewiesen.