Im Zentrum von Istanbul ist die türkische Polizei erneut gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgegangen. Laut Augenzeugen setzten die Sicherheitskräfte auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi inmitten von Passanten und Touristen Wasserwerfer und Tränengas ein.
Rund 300 Menschen versammelten sich am Samstag in der Fussgängerzone in der Nähe des Taksim-Platzes zu regierungsfeindlichen Protesten. Die Menge skandierte Parolen wie «Gemeinsam gegen Faschismus» und «Das ist keine Revolte, das ist eine Bewegung für unsere Freiheiten».
Wasserwerfer und Bereitschaftspolizisten mit Gasmasken, Tränengasgewehren und Schlagstöcken verfolgten Demonstranten in Seitengassen. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt und Dutzende weitere festgenommen. Unter den Verletzten waren auch drei Journalisten.
Demonstranten geben nicht auf
Zahlreiche Passanten applaudierten den Demonstranten, die in Sprechchören weiteren Widerstand gegen die Regierung ankündigten. Demonstranten und Unbeteiligte klagten nach dem Gas-Einsatz der Polizei über Reizungen der Augen und der Atemwege.
Die Polizei hatte zuvor den Gezi-Park am Taksim-Platz abgeriegelt. An Plänen, die Grünfläche am Taksim-Platz zu bebauen, hatten sich die landesweiten Proteste Ende Mai entzündet.
Inzwischen richten sie sich vor allem gegen die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der keinerlei Bereitschaft zum Dialog zeigt. Die landesweiten Demonstrationen sind zwar abgeflaut, flammen aber vor allem in der Millionenmetropole Istanbul sporadisch wieder auf.