Erosion der grossen Volksparteien erfasst auch die SVP

Die Wähler kehren den grossen Volksparteien den Rücken. Nachdem bei früheren Wahlen nur SP, FDP und CVP unter dem Phänomen zu leiden hatten, erfasste es bei den Nationalratswahlen vom Sonntag auch die SVP. Ihr Wähleranteil sank erstmals seit 1991 – und zwar auf 26,6 Prozent.

Die Hand auf der Schulter? Wahlgewinner Martin Bäumle (GLP) und Verlierer SVP-Präsident Toni Brunner (rechts) (Bild: sda)

Die Wähler kehren den grossen Volksparteien den Rücken. Nachdem bei früheren Wahlen nur SP, FDP und CVP unter dem Phänomen zu leiden hatten, erfasste es bei den Nationalratswahlen vom Sonntag auch die SVP. Ihr Wähleranteil sank erstmals seit 1991 – und zwar auf 26,6 Prozent.

Die SVP hatte 2007 einen Wähleranteil von 28,9 Prozent errungen – die höchste Parteistärke seit Einführung der Proporzwahl 1919. Von 1991 bis 2007 hatte sie von Wahl zu Wahl massiv hinzugewonnen. 2011 sank ihr Anteil dagegen auf 26,6 Prozent, wie den definitiven Zahlen des Bundesamts für Statistik vom Dienstag zu entnehmen ist.

Nur im Tessin konnte sie ihn leicht ausbauen, in der deutsch- und französischen Schweiz ging er gegenüber 2007 zurück. Die Mandatezahl der SVP sank von 62 auf 54.

Bei der SP sank der Wähleranteil seit 2007 von 19,5 auf 18,7 Prozent. Während sie in der Westschweiz ihren Anteil halten konnte, verlor sie in der deutschen und der italienischen Schweiz. Vor allem dank Listenverbindungen konnte die Partei ihre Sitzzahl aber von 43 auf 46 steigern.

FDP und CVP seit 1991 im Sinkflug

Bei FDP und Liberalen hat sich die Fusion nicht ausgezahlt. 2007 kamen sie auf 15,8 respektive 1,9 Prozent Wähleranteile und auf 31 plus 4 Mandate. Bei der jüngsten Wahl erreichten sie zusammen 15,1 Prozent respektive 30 Sitze. Der Wähleranteil sank in allen Landesteilen.

Die CVP kam heuer auf 12,3 Prozent und 28 Mandate, 2007 waren es 14,5 Prozent und 31 Mandate. Gegenüber 2007 sank ihr Wähleranteil in der deutschen und in der italienischen Schweiz, in der Romandie wuchs er.

FDP und CVP setzten also ihren Abstieg fort, der 1991 begonnen hatte.

Einen Rückschlag nach mehrjährigem Aufstieg gab es auch bei den Grünen, die heuer noch auf 8,4 Prozent kamen – 1,2 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Offenbar konnten sie weniger von Listenverbindungen profitieren als die SP. Nur in der italienischen Schweiz konnten sie ihren Wähleranteil leicht steigern, im Rest des Landes ging er zurück. Die Mandatezahl der GPS sank von 20 auf 15.

Die Wahlbeteiligung stieg auf 49,1 Prozent. 2007 hatte sie bei 48,3 Prozent und 1995 bei – historisch tiefen – 42,2 Prozent gelegen.

Nächster Artikel