Als dritter Nation der Erde ist China eine Mondlandung geglückt. Das unbemannte chinesische Raumschiff «Chang’e 3» setzte am Samstag um 14.11 Uhr MEZ in der «Bucht der Regenbogen» auf. Im Kontrollzentrum in Peking brach spontaner Jubel aus.
Wenige Minuten später klappte die Sonde auch reibungslos seine Solarsegel aus und wurde mit Strom versorgt. Das Staatsfernsehen sprach von einem «historischen Augenblick». Bisher haben nur die USA und die frühere Sowjetunion Mondlandungen unternommen.
Für das ehrgeizige chinesische Raumfahrtprogramm ist die Landung ein «grosser Schritt in der Erforschung des Weltraums», wie das Staatsfernsehen kommentierte. Der Mondflug demonstriere die technologische Leistungsfähigkeit der zweitgrössten Wirtschaftsnation.
Das Landemanöver klappte problemlos. In der elfminütigen Schlussphase steuerte sich «Chang’e 3» selbst. In rund 100 Meter Höhe schwebte das Raumschiff über der Oberfläche und suchte sich mit seinen Sensoren eine besonders geeignete, flache Landestelle aus. Während des Anfluges schickte die Sonde 59 Bilder von der Oberfläche zur Erde. Die Landung klappte, ohne viel Mondstaub aufzuwirbeln.
An Bord ist das Mondfahrzeug «Jadehase» (Yutu), das einige Stunden nach der Landung ausgesetzt werden soll. Aus einiger Entfernung soll das Mondfahrzeug ein Foto vom Landefahrzeug machen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wird am Sonntagabend im Kontrollzentrum in Peking erwartet, um bei der Veröffentlichung des Bildes dabei zu sein und den Erfolg der kompletten Mondmission verkünden zu können.
Rückkehr erst im Jahr 2017
Der 140 Kilogramm schwere, sechsrädrige Rover soll drei Monate lang im Einsatz sein. Da die Temperaturen auf dem Mond bis auf minus 180 Grad fallen, wird das Gefährt über Batterien geheizt. Sonst drohe die Elektronik Schaden zu nehmen, schilderte der führende Berater des Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, im Staatsfernsehen. Ein Radargerät soll die Mondkruste bis 100 Meter Tiefe erkunden. Eine Rückkehr mit Gesteinsproben plant China erst bei künftigen Mondflügen bis 2017.
Der Erfolg seines bislang schwierigsten unbemannten Raumfahrtabenteuers sei ein internationaler Prestigegewinn für China, «der bedeutende geopolitische Auswirkungen und Vorteile hat», sagte die Expertin Joan Johnson-Freese vom US Naval College.
«Wann immer eine Nation grössere wissenschaftliche Anstrengungen mit einer globalen Zuschauerschaft unternimmt, geht es auch um Symbolismus und nationales Prestige», sagte der Raumfahrt- und China-Experte Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation in Washington.
Von ESA unterstützt
Der Mondflug wird von der europäischen Raumfahrtagentur ESA unterstützt, deren Aktivitäten im Kontrollzentrum in Darmstadt zusammenlaufen. ESA-Bodenstationen rund um den Globus helfen bei der Kommunikation und liefern präzise Positionsbestimmungen. «Die ESA ist eine grosse Hilfe für diesen Flug», sagte der australische Raumfahrtexperte Morris Jones. «Ohne die Unterstützung gäbe es weniger Daten und eine schlechtere Abdeckung.»
«Könnte China ohne die Hilfe auskommen? Durchaus möglich», sagte der Experte Cheng. «Aber das Risiko wäre höher, weil es voraussichtlich Ausfälle geben würde, wenn mal keine der chinesischen Stationen den Flug verfolgen kann.»
Die letzte Mondlandung durch die sowjetische Sonde «Luna 24» ist 37 Jahre her. Die USA brachten 1969 erstmals einen Menschen auf den Mond. Im Apollo-Programm betraten zwölf amerikanische Astronauten bis 1972 die Mondoberfläche.