Rund vier Jahre ist es her, dass der radikale Künstler Christoph Schlingensief an Lungenkrebs starb. Posthum richtet ihm sein Weggefährte Klaus Biesenbach, Leiter des PS1-Museums in New York, jetzt seine erste Solo-Schau in den USA aus.
Filme, Fotos, Installationen, Inszenierungen sowie Aufzeichnungen von Opern- und Theaterproduktionen des Aktionskünstlers und Film- und Theaterregisseurs sind seit Sonntag im PS1, einer Aussenstelle des Museum of Modern Art (MoMA), zu sehen.
Damit widmet sich erstmals eine Solo-Schau in den USA dem radikalen und vielschichtigen Werk des deutschen Künstlers. Das PS1 gilt als eines der renommiertesten Museen für zeitgenössische Kunst.
«Christoph war ein Verführer, fast gewalttätig und ohne Kompromissbereitschaft oder Skrupel, dass das, was er tat, richtig war», sagt der deutsche Leiter des PS1, Klaus Biesenbach, der mit Schlingensief eng befreundet war. «Es gibt keinen lebenden Künstler, der mit ihm vergleichbar wäre.»
Die bis Ende August angesetzte Ausstellung zeigt Werke aus allen Phasen, wie unter anderem seine Documenta-Aktion «Mein Filz, mein Fett, mein Hase» 1997, die Gründung der Partei Chance 2000 oder das Projekt «Ausländer Raus! Schlingensiefs Container» in Wien, mit dem er die Fremdenfeindlichkeit in westlichen Kulturen anprangern wollte.
Auch seine Aufführung des «Fliegenden Holländers» in der brasilianischen Stadt Manaus, seine «Parsifal»-Inszenierung für die Bayreuther Festspiele und das noch nicht vollendete Operndorf im westafrikanischen Burkina Faso sind dokumentiert.
Im Hafen festgefroren
Ebenfalls gezeigt werden einige von Schlingensiefs provokanten Spielfilmen, wie «100 Jahre Adolf Hitler – Die letzten Stunden im Führerbunker», «Das deutsche Kettensägenmassaker» und «Terror 2000».
Viele Werke trafen erst in letzter Minute im Museum ein, weil die Container, in denen sie geliefert werden sollten, wegen der eisigen Kälte an der US-Ostküste im Hafen fest hingen. «Irgendwie ist auch das typisch Schlingensief», sagte PS1-Leiter Biesenbach.
Zur Eröffnung der Schau, die zuvor in Berlin zu sehen war, kam auch Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz nach New York. «Die Idee zu dieser Ausstellung entstand noch gemeinsam mit Christoph», sagte die Bühnen- und Kostümbildnerin, die inzwischen Schlingensiefs Werk fortsetzt. «Dass er hier ist und sichtbar gemacht wird, freut mich sehr, und wäre auch für ihn das, was zählt.»