In Syrien hat am Freitag die Evakuierung der seit eineinhalb Jahren belagerten Altstadt von Homs begonnen. Gemäss einer Einigung zwischen der Regierung und den Vereinten Nationen brachten am Nachmittag Busse die ersten Zivilisten aus den umkämpften Vierteln.
Er habe die Information erhalten, dass etwa 20 Familien weggebracht worden seien, sagte der Leiter der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Rund 200 Zivilisten – Frauen, Kinder, Verwundete und ältere Menschen – sollen die Altstadt verlassen können. Der Stadtteil steht unter Kontrolle der Aufständischen, wird aber seit eineinhalb Jahren von Truppen von Präsident Baschar al-Assad belagert.
Den rund 3000 Menschen, die dort leben, soll am Samstag erstmals humanitäre Hilfe gebracht werden. Die Lage gilt wegen der langen Belagerung als äusserst kritisch. Aktivisten berichten, dass die Menschen bereits hungerten.
Der am Freitag eingeleiteten Hilfsaktion war eine Einigung zwischen der Regierung in Damaskus, den Aufständischen und der UNO vorausgegangen. Sie kam erst nach langem Tauziehen zustande.
Regierung an Friedensgesprächen
Gemäss der Einigung dürfen Kinder bis 15 Jahre, Männer über 55 sowie Frauen die Stadt verlassen. In den Morgenstunden des Freitags trat zudem eine Waffenruhe in Kraft, die bis zum Nachmittag von den Konfliktparteien respektiert wurde. Sie soll für drei Tage gelten, bis die humanitären Aktionen abgeschlossen sind.
Eine erfolgreiche Umsetzung der Hilfsmassnahmen hätte Signalwirkung für die zweite Runde der Genfer Friedensgespräche, die am kommenden Montag beginnen soll. Am Freitag sagte die syrische Regierung erstmals ihre Teilnahme offiziell zu, wie Vize-Aussenminister Faisal al-Mekdad der staatlichen Nachrichtenagentur SANA bestätigte.
Die erste Runde der Friedensgespräche war Ende Januar ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen. Vertreter der Regierung und der Opposition hatten in Genf heftig über die Hilfe für Homs diskutiert, ohne dass sie eine Einigung erzielten.
Appell an Putin
Rund 50 ehemalige Aussenminister und Menschenrechtsaktivisten wollen das Scheinwerferlicht der Olympischen Spiele nutzen, um Russland zu einem deeskalierenden Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg zu bewegen.
Das Schreiben wurde am Freitag veröffentlicht. Präsident Wladimir Putin müsse sich für eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats stark machen, die humanitären Helfern ungehindertes Arbeiten im Krisengebiet ermögliche, erklärten die ehemaligen Aussenminister und Menschenrechtsaktivisten. Abgedruckt wurde ihr offener Brief von der französischen Zeitung «Le Monde» und der britischen «Financial Times» sowie von der in Russland erscheinenden «Nowaja Gaseta».
Zu den Unterzeichnern gehören die frühere US-Aussenministerin Madeleine Albright und 14 ehemalige Amtskollegen wie der Niederländer Jaap de Hoop Scheffer und der Franzose Hubert Védrine. Beteiligt haben sich auch die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi und Prominente wie der britische Musiker Peter Gabriel. Namen von Schweizern finden sich nicht auf der Liste.
Fassbomben
in Aleppo eingesetzt
Die Regierungstruppen setzten das Bombardement der Rebellenviertel in Aleppo mit Fassbomben fort. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte diese Praxis, da die Fassbomben «verheerende Auswirkungen in Wohngebieten» hätten.
Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Schätzungen von Aktivisten bisher mehr als 130’000 Menschen getötet worden. Friedliche Demonstrationen gegen das Assad-Regime waren Anfang 2011 von den Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen worden.
Im Laufe der Zeit formierte sich ein bewaffneter Widerstand, der heute stark zersplittert und von mehr oder weniger radikalen islamistischen Milizen geprägt wird.