In Giubiasco TI ist in dieser Woche die erste Uhrmacherschule der italienischen Schweiz eingeweiht worden. Mit dem Ausbildungszentrum südlich des Gotthards will die Branche den Nachwuchsmangel bekämpfen und ihr Image aufpolieren.
Ab Oktober soll der erste vollständige Ausbildungsjahrgang von 25 Personen starten, teilte der Branchenverband der Tessiner Uhrenindustrie ATIO am Dienstag anlässlich der Einweihung mit. Die Absolventen sollen dann Diplome erhalten, die auf kantonaler und nationaler Ebene anerkannt sind – die Schulgründung geht auf die private Initiative der Unternehmen zurück.
Die Uhrmacherbranche zählt im Tessin rund 40 Unternehmen, die 3000 Menschen beschäftigen. Rund die Hälfte aller in der Schweiz produzierten Uhren würde im Tessin zusammengesetzt, sagte ATIO-Präsident Oliviero Pesenti. Dabei handle es sich zum Grossteil um Uhren des unteren und mittleren Preissegments.
Trotz der hohen Produktionsmengen habe die Branche bislang eher ein Nischendasein gefristet. In der öffentlichen Meinung sei sie häufig mit den Vorwürfen konfrontiert gewesen, vorwiegend Grenzgänger zu beschäftigen und für Stau zu sorgen, räumte Pesenti ein.
Nachwuchskräfte aus dem Inland
Mit dem neuen Ausbildungszentrum kann laut Pesenti nun das Arbeitskräftepotential vor Ort besser ausgeschöpft werden. Neben den Nachwuchskräften sollen auch ältere Mitarbeiter über Weiterbildungen geschult werden. Den Unternehmen im Tessin fehlten heute qualifizierte Arbeitskräfte, so Pesenti. «Entweder wir suchen nördlich des Gotthards oder richten den Blick nach Italien».
Die Dozenten und Ausbilder des neuen Zentrums sollen ihr Wissen in sehr verschiedenen Bereichen an die Schüler weitergeben: Vom Design über die Feinmechanik bis hin zur filigranen Metallverarbeitung.
Bislang gab es in der Schweiz entlang des Jurabogens sechs Uhrmacherschulen: In Biel, Genf, Le Locle, Le Sentier, Pruntrut und Grenchen.