Nach dem Viertelfinal in Newport reist Marco Chiudinelli aus den USA in die Schweiz zurück und weiter nach Gstaad. Sportlich vielleicht nicht der logische Entscheid, aber einer des Herzens.
Der Viertelfinal beim Rasenturnier in Newport, Rhode Island, ist Marco Chiudinellis bestes Resultat seit langem. Eine Erleichterung nach einem Sommer zum Vergessen. Ein Erfolg aber auch, der ihm ein ziemlich stressiges Programm beschert hat. Der 34-jährige Basler blinzelt denn auch etwas müde in die Berner Oberländer Sonne. Er betont aber: «Ich habe in Newport gut gespielt, deshalb ist es eine positive Sache, dass ich diesen Stress habe.»
Noch am Freitagabend, direkt nach der Niederlage gegen den späteren Turniersieger Ivo Karlovic, reiste Chiudinelli nach Boston und flog in die Schweiz zurück. Nach einem kurzen Abstecher nach Hause kam er am Samstagabend in Gstaad an. Logisch ist das nicht unbedingt. Der Schweizer Davis-Cup-Veteran hätte auch beim Turnier der höheren 500er-Kategorie in Washington antreten können, wo er als letzter Spieler im Hauptfeld gewesen wäre. Anschliessend hätte er in Toronto die Qualifikation des 1000er-Events spielen können.
Er entschied sich stattdessen für Gstaad – auf ausdrücklichen Wunsch der Veranstalter. «Es war ein emotionaler Entscheid», erklärt er. «Gstaad ist ein absoluter Favorit von mir.» Und das, obwohl Chiudinelli, der kein Sand-Spezialist ist, noch nicht den grossen Erfolg hatte. Immerhin gewann er 2009 mit Michael Lammer das Doppel.
Entsprechend hat er auch diesmal «keine Erwartungen», wie er sagt. Erstrunden-Gegner am Dienstag ab circa 17.30 Uhr ist der Franzose Paul-Henri Mathieu (ATP 60). Der Gstaad-Champion von 2007 sei fast so etwas wie ein «worst case». Chiudinelli hätte sich lieber jemanden aus seiner Weltranglisten-Region (129) oder jemanden, der erst am Montag vom Davis Cup anreist, gewünscht. Mathieu hingegen bereitet sich seit Freitag in der Höhe vor. Einiges erhofft er sich immerhin vom Doppel an der Seite des spektakulären Jamaika-Deutschen Dustin Brown.
Wichtig ist für ihn aber vor allem, dass er die schwachen Monate nach der Davis-Cup-Partie im März in Italien hinter sich gelassen hat. «Nach dem Davis Cup war ich ausgelaugt, das hat mich einiges gekostet.» So verpasste er sein wichtigstes Ziel, die direkte Qualifikation für das US Open. Nun soll es aber wieder aufwärts gehen, am besten mit einem weiteren Zwischenhoch in der Sonne von Gstaad.