In Libyen ist der erste Prozess gegen Anhänger des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi eröffnet worden. Die 41 Angeklagten müssen sich vor einem Militärgericht in Bengasi wegen Komplotts gegen die „Revolution vom 17. Februar“ verantworten.
Nach Angaben des Richters Ali Hamdi wird ihnen vorgeworfen, das „alte Regime gegen die Revolution“ unterstützt, „in krimineller Absicht eine Bande gegründet“ und Häftlingen bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen zu haben. Die Anwälte der Angeklagten legten Einspruch dagegen ein, dass der Prozess vor einem Militärgericht stattfindet, da die grosse Mehrheit der Angeklagten Zivilisten sind.
Die Angeklagten waren Ende Juli in der Küstenstadt Bengasi während eines Angriffs der Rebellen auf eine Gruppe bewaffneter Anhänger Gaddafis festgenommen worden. Bei dem Angriff gegen die Gruppe, die sich in der Rebellenhochburg in einer Fabrik verschanzt hatte, waren 15 Menschen getötet worden, darunter auch vier Kämpfer der Rebellen.
Die Verhandlungen am Sonntag waren öffentlich, fanden aber unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auf Antrag der Verteidigung wurde der Prozess auf den 15. Februar vertagt.
Die Milizen der früheren Rebellen sehen sich derzeit vermehrt Vorwürfen von Menschenrechtsgruppen ausgesetzt, in dutzenden über das Land verteilten geheimen Gefängnissen tausende Anhänger Gaddafis illegalerweise festzuhalten, zu foltern und zu töten. Die Übergangsregierung versprach am Donnerstag, den Vorwürfen nachzugehen.