Die Schweiz Nati testet heute Abend um 20.15 Uhr in Thun gegen Liechtenstein. Vier Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel in Litauen geht es in erster Linie um die Annäherung an den Kunstrasen.
Sieben Mal schon hat die Schweiz gegen Liechtenstein gespielt. Sieben Mal hat sie gewonnen. Das letzte Mal vor vier Jahren beim 2:1 in Vaduz. Keines dieser Spiele ist eine Wegmarke in der Geschichte des Schweizerischen Fussball-Verbandes. In einem Wettbewerbsspiel sind sich Schweizer und Liechtensteiner noch nie begegnet. Und aus Schweizer Sicht war der Aussenseiter vielfach sogar weniger Testspielgegner als ein geeigneter Sparringpartner.
Skurril waren die Umstände, die zum Spiel vom 12. März 1991 in Balzers führten. Weil Mittelfeldspieler Marcel Koller in einem Testspiel gegen Kolumbien die Rote Karte gesehen hatte, trugen die Schweizer kurzfristig ein Spiel gegen Liechtenstein aus, damit Koller seine Sperre noch vor dem folgenden Pflichtspiel absitzen konnte.
In den Jahren 2004 und 2008 wurden die Liechtensteiner eingeladen, damit die Schweizer Auswahl ihr EM-Vorbereitungsprogramm mit einem standesgemässen Sieg zum Abschluss bringen konnte. Der Auftrag wurde in Zürich und St. Gallen nur halbwegs erfüllt. Vor der EM in Portugal siegte die Schweiz gegen Liechtenstein knapp und nur dank einem Tor in der letzten Minute 1:0, vor der Heim-EM gab es beim Duell mit der LFV-Auswahl zwar drei Treffer, aber eben auch wüste Pfiffe gegen Marco Streller, die den Basler Stürmer noch vor der EM-Endrunde ein erstes Mal den Rücktritt aus dem Nationalteam verkünden liessen.
Auch 2015 reist Liechtenstein in die Schweiz, um dem SFV-Team zu helfen. In Thun wollen sich die Schweizer vor allem auf den Kunstrasen von Vilnius vorbereiten, wo es am Sonntag gegen Litauen um Punkte in der EM-Qualifikation geht. Da die meisten Schweizer Spieler in einer ausländischen Top-Liga engagiert sind, ist die synthetische Unterlage gewöhnungsbedürftig. Mittelfeldspieler Granit Xhaka spricht von einer «enormen Umstellung».
Vor dem Spiel gegen Liechtenstein sorgte daher der grüne Plastik in der Thuner Arena für mehr Gesprächsstoff als die taktische Vorbereitung und die Startformation. «Immerhin haben wir jetzt schon längere Zeit auf dem Kunstrasen trainiert», ist Xhaka froh, während Captain Gökhan Inler gewohnt ruhig blieb: «Das ist keine grosse Sache. Jeder von uns hat schon mal darauf gespielt. Wenigstens in einem Vorbereitungsspiel oder bei den Junioren.»
Die Liechtensteiner sind zumindest auf den ersten Blick im Vorteil. Fünf Spieler aus dem zu erwartenden Team spielen beim FC Vaduz und damit zweimal pro Saison in der Super League in Thun auf Kunstrasen. Der Schweizer Verteidiger Timm Klose sieht darin jedoch keinen Nachteil. «Der Kunstrasen ist eine schnelle Unterlage. Das kommt dem technisch und spielerisch stärkeren Team entgegen. Also müssen wir von Beginn weg zeigen, wer der Favorit ist.»
Das Spiel gegen Liechtenstein ist nicht nur die Schweizer Länderspiel-Premiere auf Kunstrasen und in Thun, sondern auch das Debüt von Torhüter Marwin Hitz. «Ich habe lange Geduld gebraucht. Jetzt ist das eine schöne Belohnung für die harte Arbeit der letzten Jahre», so der Keeper von Bundesligist Augsburg. Was er sich für seine Premiere vorgenommen hat? «Alle Bälle halten», sagte er. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ihm das gegen Liechtenstein gelingt. Die Stürmer von Trainer René Pauritsch haben in der EM-Qualifikation in fünf Spielen erst ein Tor erzielt (gegen Moldawien). Zuletzt gab es auch im Test gegen San Marino bloss einen Treffer.