Erstkonsultation statt beim Arzt künftig auch in einigen Apotheken

In die Apotheke statt zum Hausarzt: In 200 Apotheken der Schweiz startet im April ein Pilotprojekt. Apothekerinnen und Apotheker werden in Zusammenarbeit mit auf Video zugeschalteten Ärzten Erstkonsultationen bei Patienten durchführen.

Ein Pilotprojekt in Apotheken: Es sollen Kosten gespart und dem Hausarztmangel begegnet werden (Symbolbild) (Bild: sda)

In die Apotheke statt zum Hausarzt: In 200 Apotheken der Schweiz startet im April ein Pilotprojekt. Apothekerinnen und Apotheker werden in Zusammenarbeit mit auf Video zugeschalteten Ärzten Erstkonsultationen bei Patienten durchführen.

NetCare nennt sich der auf zwei Jahre angelegte Pilot, an dem sich der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse, das Schweizerischen Zentrum für Telemedizin MEDGATE und der Kranken- und Unfallversicherer Helsana beteiligen.

Arzt auf dem Bildschirm

Ein solcher Apothekenbesuch läuft beispielsweise wie folgt ab: Ein Patient klagt über Rückenschmerzen und wendet sich an eine netCare-Apotheke. Dort wird der Patient in einem separaten Raum gemäss einem Fragenkatalog – in der Fachsprache Algorithmus genannt – befragt und beraten. Der Apotheker vermutet eine Entzündung und empfiehlt den Beizug eines Arztes.

Dieser wird per Videokonferenz zugeschaltet. Nach einer Beratung – ob der Apotheker dabei bleibt, entscheidet der Patient – schreibt der Arzt ein Rezept für einen Schmerz- und Entzündungshemmer aus. Das Rezept faxt er umgehend; der Apotheker übergibt das Medikament und klärt den Patienten darüber auf.

Am Ende einer Beratung könne auch ein nicht rezeptpflichtiges Medikament oder eine Überweisung an einen Arzt oder ein Spital stehen, sagte der Präsident von pharmaSuisse, Dominique Jordan, am Montag vor den Medien in Bern. Nach drei Tagen werde zudem ein Kontrollanruf beim Patienten gemacht, sagte Andy Fischer, CEO von MEDGATE.

Wer zahlt?

Kostenpunkt: 15 Franken für die „Triage“ beim Apotheker; 48 Franken für den Arzt auf dem Bildschirm plus das Medikament. Für Helsana-Kunden übernehme die Kasse die Kosten, sagte Pius Gyger, Leiter Gesundheitspolitik bei Helsana.

Mit den anderen Krankenkassen, die mit MEDGATE zusammenarbeiten, laufen die Verhandlungen noch. Fischer sagte, er denke, dass der Grossteil mitmachen werde. Ob dabei alle den Service kostenlos anbieten, ist unklar. Pech hat, wessen Krankenkasse nichts übernimmt: Diese Patienten müssen die Kosten aus eigener Tasche bezahlen.

Krankenkasse hofft auf Senkung der Kosten

Ziel des Projekts ist es auch, Gesundheitskosten zu sparen. Denn Bagatellfälle sollen in Apotheken statt von Hausärzten oder Notfallzentren behandelt werden. Gerade bei Notfällen waren die Kosten zuletzt rasant gestiegen.

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