Die Kandidatin der oppositionellen Fortschrittspartei DPP, Tsai Ing-wen, hat die Präsidentenwahl in Taiwan gewonnen. Ihr Herausforderer Eric Chu von der bisher regierenden Kuomintang gestand am Samstag seine Niederlage ein, die zu einer Krise mit China führen könnte.
Die DDP-Kandidatin kam auf weit mehr als 50 Prozent der Stimmen. Die 59-jährige Rechtsprofessorin wird damit die erste Präsidentin der demokratischen Inselrepublik.
Die bislang regierende Kuomintang, deren Politik als «china-freundlich» kritisiert worden war, erlitt eine verheerende Niederlage. In seiner Rede kündigte Chu seinen Rücktritt als Vorsitzender der Kuomintang an. Abgeschlagen lag auch der dritte Kandidat James Soong von der kleinen Volkspartei (PFP).
Der Wahlsieg der Vorsitzenden der Fortschrittspartei, die ihre Wurzeln in der Unabhängigkeitsbewegung hat, könnte Spannungen mit der Führung in Peking auslösen. Die Kommunisten betrachten Taiwan nur als abtrünnige Provinz und drohen mit einer gewaltsamen Rückeroberung.
Anders als ihr Vorgänger Ma Ying-jeou, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte, will die künftige Präsidentin eher auf Distanz zu Peking gehen und die Eigenständigkeit Taiwans betonen.
Ihre Fortschrittspartei führte auch bei der Auszählung der Stimmen für das Parlament vor der Kuomintang, die bisher immer die Mehrheit der Sitze inne gehabt hatte. Endgültige Ergebnisse lagen noch nicht vor.
Seit Jahrzehnten Spannungen
China betrachtet die dem Festland vorgelagerte Insel Taiwan seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1949 als abtrünnige Provinz und strebt eine Wiedervereinigung zu seinen Bedingungen an.
Die Beziehungen verbesserten sich zwar deutlich, seit in Taiwan im Jahr 2008 die KMT an die Macht kam. Peking schliesst dennoch ein militärisches Vorgehen nicht aus, sollte sich Taiwan formell für unabhängig erklären.