Bartgeier brüten mittlerweile regelmässig im Engadin und im Wallis. Nun sollen sie auch in der Zentralschweiz heimisch werden. Dafür wildert die Stiftung Pro Bartgeier am Sonntag im Kanton Obwalden erstmals drei Jungtiere aus einem internationalen Zuchtprogramm aus.
Die drei jungen Bartgeier werden nach Melchsee-Frutt OW ins Eidgenössische Wildtierschutzgebiet Huetstock gebracht. Dort beginne eine neue Etappe der Wiederansiedlung, schreibt die Stiftung Pro Bartgeier in einer Medienmitteilung.
Nicht das erste Mal in der Zentralschweiz
Die Vögel stammen aus der österreichischen Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, dem katalanischem Zuchtzentrum Vallcalent in Spanien und dem Natur- und Tierpark Goldau.
Bei der Auswilderung sind die Jungvögel zwischen 90 und 100 Tage alt und noch nicht flugfähig. Ein Team von Pro Bartgeier überwache die Tiere, bis sie selbständig werden, schreibt die Stiftung.
Die Bartgeier waren im 19. Jahrhundert bereits einmal in der Zentralschweiz heimisch. Wie im übrigen Alpenraum auch verschwanden die Vögel dort vor über 100 Jahren. Hauptgrund war die starke Verfolgung.
Der Bartgeier sei fälschlicherweise bezichtigt worden, ein unersättlicher Lämmerdieb zu sein, heisst es in der Medienmitteilung. Dabei verwerte er hauptsächlich die Knochen von verendeten Tieren und schlage keine Beute.
Seit 1991 hat die Stiftung Pro Bartgeier bereits 26 Bartgeier im Schweizerischen Nationalpark und zwölf Bartgeier im Kanton St. Gallen erfolgreich ausgewildert. Seit 2007 brüten wieder erste Bartgeierpaare in der Schweiz an zehn Standorten im Engadin und im Wallis.
Mit den Auswilderungen in der Zentralschweiz will die Stiftung Pro Bartgeier erreichen, dass sich bis einigen Jahren Bartgeier auch in dieser Region wieder ansiedeln und Junge aufziehen. Ein ausgewachsener Bartgeier erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern und wiegt zwischen 5,5 und 7,5 Kilogramm.
Nach genetischen Kriterien ausgewählt
Ausgewildert werden nach genetischen Kriterien sorgfältig ausgewählte Tiere. Die kleine Bartgeierpopulation der Alpen brauche frisches Blut, damit nicht binnen weniger Generationen Inzuchtprobleme auftauchen würden, heisst es dazu.
Die Jungvögel können während den Sommermonaten an einem eigens für die Auswilderung eingerichteten Infostand im Hengliboden in der Nähe von Melchsee-Frutt beobachtet werden.