Das Erzbistum Los Angeles wird Opfern sexuellen Missbrauchs durch einen pädophilen Priester knapp 10 Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Dies berichtete die US-Zeitung «Los Angeles Times» am Dienstag unter Berufung auf einen Anwalt der Opfer.
Der Priester soll schon 1986 dem inzwischen emeritierten Erzbischof von Los Angeles, Roger Mahony, Missbrauch an Jungen gestanden haben. Kardinal Mahony, der wiederholt eigene Fehler bei der Verfolgung von Missbrauchsdelikten eingeräumt hatte, hält sich derzeit als Teilnehmer des Konklaves zur Papstwahl in Rom auf.
Mit der Entschädigungszahlung soll eine Klage von vier Männern beigelegt werden, hiess es. Im kommenden Monat sollten zwei Verfahren vor Gericht gehen. Die Männer im Alter von 24 bis 54 Jahren seien Opfer eines Priesters gewesen, der über fast drei Jahrzehnte hinweg bis zu 23 Jungen missbraucht haben soll.
Er durfte zeitweise nicht arbeiten, wurde später aber wieder zum Dienst in verschiedenen Gemeinden zugelassen. Der im Jahr 2000 vom Priesteramt ausgeschlossene Geistliche war in einigen Fällen schuldig gesprochen und zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
Bereits 660 Millionen Dollar bezahlt
Im Januar hatte das Erzbistum Archivunterlagen veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass die Kirchenleitung über Jahre hinweg pädophile Priester trotz massiver Vorwürfe vor einer Strafverfolgung schützte und weiter in der Kirche beschäftigte. «Kardinal Mahonys Fingerabdrücke waren überall zu sehen», zitierte die «Los Angeles Times» den Anwalt der Missbrauchsopfer, Vince Finaldi.
Bereits 2006 hatte sich das Erzbistum Los Angeles mit mehr als 500 Opfern sexuellen Missbrauchs aussergerichtlich auf eine Entschädigung in Höhe von 660 Millionen Dollar geeinigt. Mahony sprach damals von einer «grösseren Bemühung zur Heilung und Versöhnung».
Er bekräftigte damals seine Verpflichtung, sexuellen Missbrauch zu bekämpfen. Die Erzdiözese in Los Angeles ist mit rund fünf Millionen Mitgliedern die grösste katholische Diözese in den USA.
Ähnliche Fälle in Boston und San Diego
US-Diözesen haben in den vergangenen Jahren immer wieder hohe Entschädigungen gezahlt. Im Herbst 2007 einigte sich die Kirchengemeinde in San Diego mit Opfern sexuellen Missbrauchs auf Zahlung von knapp 200 Millionen Dollar. Die Vorwürfe von 140 Klägern gingen bis in die 1950er Jahre zurück.
In die bis dahin grösste Entschädigungssumme hatte 2003 die Diözese von Boston eingewilligt. Sie zahlte 300 Männern, die nach eigenen Angaben von Priestern missbraucht worden waren, 85 Millionen Dollar.