«Es isch wider Muba» und Roger Meier mitten im Darm

Gegenwärtig findet bereits zum 99. Mal in Serie die älteste Consumer-Messe der Schweiz, die Muba, statt. Meier’s Best berichtet aus dem Darm. Wir befinden uns in einem Darm. Genauer in einem Dickdarm. Noch genauer in einem Modell eines solchen, aufgestellt an der Muba im Sektor «Gesundheit». Von weitem sieht es wahrlich bizarr aus, das braune […]

Esskultur an der Muba.

Gegenwärtig findet bereits zum 99. Mal in Serie die älteste Consumer-Messe der Schweiz, die Muba, statt. Meier’s Best berichtet aus dem Darm.

Wir befinden uns in einem Darm. Genauer in einem Dickdarm. Noch genauer in einem Modell eines solchen, aufgestellt an der Muba im Sektor «Gesundheit». Von weitem sieht es wahrlich bizarr aus, das braune Ding, und erinnert sogleich an einen gigantischen «Schysskeegel». Mit uns gemeinsam wagen sich richtig viele Menschen in den mobilen Darmtrakt vor. Verstopfung. Infotainment mal anders.

Bereits auf dem Bahnhofsplatz, auf dem Weg hierher, krächzte eine Angestellte der Basler Verkehrsbetriebe ins Megaphon: «Wänn Sie an d’Muba wänn, nähme Si s’Trämmli eins oder zwei of Ihrere lingge Sytte.» Und tatsächlich wollten das viele. Ein Meer von weissem Haar stieg mit uns zu. Sitzplätze waren Mangelware. Basel im Ausnahmezustand. Der Takt der Linien 1 und 2 wurde für den zehntägigen Event sogar noch erhöht.

Im Erdgeschoss wird uns das neuste «Laura Star Magic»-Dampfbügeleisen vorgeführt. «So öppis hänn Sie noh nie gseeh», zeukelt die gewiefte Mittfünfzigerin in ihrer hoffnungslos geblümten Bluse, während sie uns «die Zukunft der Bügeltechnik» erklärt und gleichzeitig einen Hemdkragen mit sicherer Hand steiff bügelt. Wir müssen zugeben, so ein gescheites Bügeleisen wär schon Mal nicht schlecht. Aber bei der türkischen Reinigung an der Ecke kostet einmal reinigen und bügeln lassen pro Hemd 3 Franken 20. Und das Beste daran: Man muss es nicht selbst tun. Ein Dilemma.

Ebenfalls in der Haushaltsabteilung staunen wir nicht schlecht über die Berge von Gemüse und Früchten, die der Herr am Sparschäler-und-Gemüsehobel-Stand, wohl seit elf Uhr morgens, wenn die Messe jeweils ihre Tore öffnet, schon gehackt, geschnitten, geschält und gescheibelt hat (lesenwert dazu auch: Die Harald Schmidts unter den Mäss-Verkäufern).

Ein witziges Utensil ist eine Art Trichter, die man in eine Zitrone oder wahlweise Orange reindrehen kann. Den Citrus-Saft kann man so direkt aus der Frucht ins Glas leeren. «Einen Krug brauched Sie nisch mehr… Und es sieht ersch no gut aus, findent Se net?», fragt der schwäbische Verkäufer und bietet uns den Jus zur Erfrischung an. Überall am Stand Grünabfall. Ob der wohl später dann als Futter für die Esel und Ziegen im Innenhof, im sogenannten «Ab uff s’Land»-Sektor, Verwendung finden wird?

In besagtem Sektor kann man sich mit herrlich wohlriechendem Käsesorten, Würstchen und Zopf und «Späckbrötli» à gogo eindecken. Der Yoghurt aus dem Baselbiet, natürlich auch bio und alles, schmeckt uns am besten. Aber in erster Linie, hilft er die gefühlten Tonnen an «Niedletäfeli» und Magenbrot zu verdauen, die für haarsträubende Preise noch vor dem Messeeingang gekauft und gefuttert wurden, und um unsere Mägen zu neutralisieren. Doch Magen ist gerade das falsche Thema. Denn üble Backflashs tun sich auf; Erinnerungen an das Darm-Modell von vorher. Die müssen sofort wieder weg.

Die Staubsauger-Abeilung ist dieses Jahr wieder bestens bestückt. Von «hochleistungsfähigen» Dampfentfeuchtern bis hin zu ordinären Handstaubsaugern ist wieder alles vertreten. Alles, was man auch bei «Fust» kaufen könnte. Aber das sind Details.

Es gibt auch Kosmisches.

Es gibt auch Kosmisches.

Denn so lange ists noch nicht her, als man noch, als etwa die Waschmaschine ausgestiegen war, lange hat warten müssen, bis endlich wieder Muba war, wo man sich dann, mit mühsam erspartem Geld, endlich ein neues Gerät anschaffen konnte. Das war bis in die 1970er-Jahre noch so und hatte Hochblüte in den Fünfzigern. Erstaunlich also, dass es solch ein Gefäss wie die Muba, obwohl nun alles jederzeit und überall zu haben ist, dennoch ins neue Jahrtausend geschafft hat.

Draussen wird es langsam dunkel und der Schrittzähler, den wir vom Diabetes-Verein geschenkt bekommen haben, hat fleissig die Schritte gezählt. 17’876. Die Füsse sind halb geschwollen und schmerzen, als wir am MBT-Stand vorbeikommen. Der Gesundheitsschuhhersteller produziert seit neustem auch Golfschuhe.

Oben, im zweiten Stock, am «Platz der Generationen» singen die vier Biberstein-Schwestern zu einem viel zu laut abgespielten Playback den Titelsong ihrer aktuellen CD «Du bisch mis Schi-Scha-Schatzeli»… Es herrscht gute Stimmung. Wenn auch nicht unsere.

Die Vorbereitungen für das Jubiläum des hunderjährigen Bestehens der Muba nächstes Jahr laufen bereits jetzt auf Hochtouren. Das wird dann sicherlich wieder ein Ereignis sein. Das wars auch jetzt schon – denn kauft man auch nicht an der Muba ein, man wird dennoch bestens in Ulrich Seidl’scher Manier unterhalten.

Die Muba ist «no ne weeneli offe» und dauert noch bis und mit Sonntag.

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