Es steht Aussage gegen Aussage

Nach Geri Müllers Aussagen zur Affäre um Nackt-Selfies äussert sich auch seine Chat-Partnerin. In mehreren Medien liefert sie ihre Sicht zur Beziehung zwischen ihr und dem Nationalrat. Die 33-jährige Frau fühlt sich in einigen Punkten von Müller falsch dargestellt.

Geri Müller nach seiner Medienkonferenz in Zürich (Bild: sda)

Nach Geri Müllers Aussagen zur Affäre um Nackt-Selfies äussert sich auch seine Chat-Partnerin. In mehreren Medien liefert sie ihre Sicht zur Beziehung zwischen ihr und dem Nationalrat. Die 33-jährige Frau fühlt sich in einigen Punkten von Müller falsch dargestellt.

Nur knapp dreissig Minuten nach der Medienkonferenz von Nationalrat Geri Müller am Dienstag zu seinem «Selfiegate» hat sich die Chat-Partnerin bei ersten Medien gemeldet. In weiten Teilen decken sich die detaillierten Darstellungen der Frau mit den Ausführungen, die Müller am Dienstag in Zürich vor den Medien vorgetragen hatte. In einer Stellungnahme hatte sie dem Stadtammann von Baden bereits am Dienstag «für einen Teil der Wahrheit» gedankt.

Aus ihrer Sicht versucht sich Müller aber «herauszuwinden», sagte die Frau in einem Interview, das am Mittwoch in der Zeitung «Nordwestschweiz» erschien. Sie äusserte sich auch gegenüber Regionalfernsehsendern und war mit Journalisten mehrerer Zeitungen im Gespräch. Der sda liegt die Stellungnahme gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnet vor.

«War schon irgendwie verliebt»

Die Frau spricht gegenüber den Medien im Gegensatz zu Müller auch von einer körperlichen Beziehung. «Ich war schon irgendwie in ihn verliebt», sagte sie. Die Beziehung habe sich abgekühlt, als er etwas Körperliches wollte, das sie nicht gewollt habe.

Darauf habe der Konflikt begonnen. «Weil ich heikle Daten hatte von ihm, forderte er mich auf, den Chatverlauf zu löschen», sagte die 33-jährige Frau. In diesem Chat kam es zum Austausch der Nacktaufnahmen.

Nach Müllers Darstellung wollte er die Sache abbrechen, weil die virtuelle Beziehung immer skurrilere Züge angenommen habe und ihm die Frau bis zu 30 SMS pro Tag geschickt habe. Dies habe die Frau als Abbruch einer Liebesbeziehung verstanden und mit der Veröffentlichung des Chats gedroht.

In einem Mail an mehrere Redaktion bestreitet sie solche Drohungen – und bezeichnet ihn als Besessenen. Es steht Aussage gegen Aussage.

Medienkontakt durch Dritten vermittelt

Sie schreibe ein Buch – «kein erotisches Buch, sondern einen Krimi» –, und darum sei es im Chat vor allem gegangen. Deshalb habe sie Müllers Aufforderung zum Löschen nicht Folge geleistet. «Es waren dermassen coole Ideen, dass ich das nicht einfach löschen wollte. Und die vielen Bilder einzeln löschen, war mir zu mühsam», sagte sie.

Zu dieser Veröffentlichung kam es, als die «Schweiz am Sonntag» Details aus dem Chat publizierte. Den Kontakt zu den Medien, deren Berichterstattung die Affäre ins Rollen brachte, habe sie aber nicht selbst gesucht. Der Kontakt sei «von einem Kollegen vermittelt» worden. Zweimal habe sie Publikationen gestoppt. «Geri tat mir leid».

Was sie mit den Medienkontakten erreichen wollte, wird nicht ganz klar. Sie sagte, sie habe gewollt, dass er aufhöre, sie zu bedrängen. «Ich war verzweifelt, weil Geri mich unzählige Male anrief und mir sagte, ich solle alles löschen.» Zur Polizei habe sie nicht gehen wollen, weil sie «keine juristischen Verstrickungen» gewollt habe.

Handy wegen Anzeige beschlagnahmt

Die Umstände, die zum Polizeieinsatz in Baden führten, bestätigte die Frau. Sie habe Müller wörtlich geschrieben «In dieser traurigen Situation könnte ich jetzt auch sagen, dass ich mich umbringe.» Müller hat die Polizei wegen möglicher «Suizidabsicht» informiert.

Müllers Vorschlag, ihr Handy der Polizei abzugeben, empfindet die Frau nach wie vor als «Amtsmissbrauch». «Ein normaler Bürger hat nicht die Möglichkeit, der Polizei zu sagen: Helft mir, die Nacktbilder wegzusperren, die ich meiner Ex schickte.»

Die Polizei hat später das Gerät beschlagnahmt, weil Müller Anzeige erstattete. Die Frau soll unter anderem unerlaubt Gespräche aufgezeichnet haben.

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