Essebsi geht nach Wahlsieg auf seine Gegner zu

Tunesiens designierter Präsident Béji Caïd Essebsi will sich um einen breiten Rückhalt in dem nordafrikanischen Land bemühen. Er wolle «der Präsident aller Tunesier» sein, sagte der 88-Jährige Stunden nach der Verkündung seines Sieges bei der ersten demokratischen Präsidentenwahl in Tunesien.

Essebsi nach seinem Wahlsieg in Tunis (Bild: sda)

Tunesiens designierter Präsident Béji Caïd Essebsi will sich um einen breiten Rückhalt in dem nordafrikanischen Land bemühen. Er wolle «der Präsident aller Tunesier» sein, sagte der 88-Jährige Stunden nach der Verkündung seines Sieges bei der ersten demokratischen Präsidentenwahl in Tunesien.

Er stehe vor einer grossen Aufgabe. Aber: «Ich bin bereit, diese Verantwortung zu übernehmen», sagte Essebsi in einer TV-Ansprache.

US-Präsident Barack Obama gratulierte Essebsi zum Wahlsieg. Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini pries «ein historisches Kapitel», das die Tunesier beim Übergang zur Demokratie geschrieben hätten.

Laut vorläufigem Ergebnis vom Montag kam Essebsi auf 55,68 Prozent der Stimmen. Sein Gegner und bisheriger Übergangspräsident Moncef Marzouki erhielt 44,32 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei 60,11 Prozent.

Das offizielle Endergebnis wird nach einer Beschwerdefrist Ende des Monats erwartet. Die Wahl schliesst einen nach dem Arabischen Frühling 2011 begonnenen Demokratisierungsprozess in dem Land ab.

Marzouki erkennt Wahlniederlage an

Einer Meldung der nationalen Nachrichtenagentur zufolge kündigte Marzouki an, das Ergebnis der Abstimmung nicht anzufechten. Er gratulierte Essebsi in einem Telefonat zum Wahlerfolg. Seine Anhänger rief Marzouki zur Ordnung auf.

Nach der Verkündung des Ergebnisses hatten einige Anhänger Marzoukis dagegen protestiert. In der südlichen Kleinstadt El Hamma setzte die Polizei nach Angaben von Augenzeugen Tränengas gegen Demonstranten ein, die Autoreifen angesteckt und Strassen blockiert hatten.

Essebsi ist Chef der Allianz Nidaa Tounes, die liberale und säkulare Kräfte, jedoch auch Anhänger des 2011 gestürzten Machthabers Zine el Abidine Ben Ali vereint. Marzouki hatte auf Stimmen der Islamisten gehofft. Deren Ennahda-Partei schickte keinen Kandidaten ins Rennen.

Tunesien ist das Geburtsland des Arabischen Frühlings. Nach dem Sturz Ben Alis begannen in Ägypten, Libyen, Syrien und anderen Ländern Massenproteste. Die Tunesier haben seitdem vieles erreicht: Trotz mehrerer politischer Krisen gibt es eine neue Verfassung, ein neues Parlament und nun auch den ersten demokratisch gewählten Präsidenten.

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