Die lahmende Weltkonjunktur wirkt sich mehr und mehr auf die Schweiz aus. Nachdem sich die Lage auch über den Sommer nicht gebessert hat, erwarten die Konjunkturforscher der ETH Zürich für das laufende und das nächste Jahr ein langsameres Wachstum der Wirtschaft.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr wächst demnach statt wie im Juni von der Konjunkturstelle KOF vorausgesagt um 1,2 Prozent nur noch um 0,9 Prozent. Im nächsten Jahr vermöge das BIP nicht um 1,7 Prozent zuzulegen, sondern nur noch um 1,3 Prozent, teilten die Ökonomen am Freitag mit.
Die nun unbeschränkten Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank und der Entscheid des deutschen Verfassungsgerichts, dass der Rettungsschirm ESM zulässig sei, hätten gewisse Unsicherheiten in den Euroländern reduziert. Dennoch wurstle sich die Währungsgemeinschaft weiter durch, heisst es. Auch in den USA erlahme die Wirtschaft weiter.
Die Konjunkturschwäche, die 2011 eingesetzt habe, erweise sich als hartnäckiger als bisher angenommen. Der Schweizer Export sei im ersten Halbjahr 2012 zurückgegangen. Trotz Erholungstendenzen bleibt gemäss der „KOF-Herbstprognose“ die Exportwirtschaft auch 2013 unter Druck, die KOF geht von einer nur leichten Erholung aus.
Weniger Bauboom
Angesichts der Frankenstärke ist in den Unternehmen gespart und die Produktion auf noch mehr Effizienz getrimmt worden. Dazu müssen die Exporteure, um wettbewerbsfähig zu bleiben, die Preise anpassen. Die KOF-Forscher sprechen aber von Hinweisen, dass die Schmerzgrenze bei den Preiszugeständnissen langsam erreicht sei.
Gestützt haben die Schweizer Konjunktur bisher die gesunde Konsumlaune der Bevölkerung und der Bau. Seit fast zehn Jahren profitiere die Bauwirtschaft nun von der Nachfrage nach neuen Wohnungen.
Im neuen Jahr dürfte die Entwicklung allerdings stärker auf den Konsum angewiesen sein, denn laut der KOF mehren sich die Anzeichen, dass dem Bauboom langsam etwas die Luft ausgeht. Die Zahl der Baugesuche und der Bewilligungen geht zurück.
Drei Prozent Arbeitslose
Wenig positive Bewegung erwartet das Institut bei der Beschäftigung, doch dürfte 2013 die Arbeitslosigkeit auf 3 Prozent nur geringfügig steigen. Von einer galoppierenden Inflation sei die Schweiz ebenfalls weit entfernt: Während 2012 die Preise um 0,6 Prozent sinken dürften, steigen sie im kommenden Jahr laut Voraussage um 0,5 Prozent an.
Aufwärts geht es im übernächsten Jahr. In einer Prognose für 2014 sprechen die ETH-Wissenschaftler wieder von 2 Prozent Wachstum. Die KOF wagt erstmals einen Blick über eine so lange Periode