Das Ethnographische Museum Genf (MEG) nimmt die Besucher mit auf eine Reise in die Zeit Jean-Jacques Rousseaus: Im Zentrum stehen hierbei die Anderen, die Fremden. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Menschen aus fernen Länder bei uns wahrgenommen wurden.
Mit der Ausstellung „C’est de l’homme que j’ai à parler. Rousseau et l’inégalité“ (Der Mensch im Zentrum. Rousseau und die Ungleichheit) ehrt das Museum den wohl berühmtesten Genfer.
Die Schau am MEG-Standort Conches beginnt mit einem Bild Genfs aus dem 18. Jahrhundert, welches den Mythos einer perfekten Stadt zerschlägt. Ungleichheiten, mit denen der junge Rousseau früh schon konfrontiert wurde, sind für jedermann offensichtlich.
Diesem Genf wird eine ideale Schweiz gegenübergestellt, jene Schweiz nämlich, welche der Philosoph Rousseau in seinem Bestseller „Julie oder Die neue Heloise“ entwirft.
„Fremder“ als Spiegel
Dann wird weggezoomt – weg von der Schweiz, weg von Europa. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie fasziniert die damalige Gesellschaft von allem „Exotischen“ war und wie dieses „Fremde“ wahrgenommen wurde.
Das „Fremde“ diente unter anderem dazu, über sich selbst nachzudenken und die Mechanismen der eigenen Gesellschaft zu hinterfragen – wie das der Philosoph Montesquieu in seinen „Persischen Briefen“ beschrieben hat.
Die Fremden sind aber auch die Sklaven, die wie Vieh behandelt wurden. Menschen, die so andersartig scheinen und uns am Ende doch sehr ähneln. Auch die Kolonialisierung und die damit verbundene Gewalt wird in der Ausstellung thematisiert.
Letzte Schau in Conches
Während Voltaire die unter Menschen herrschende Hierarchie kritisierte, stellte dessen Zeitgenosse Rousseau jene Gewissheiten in Frage, die der Ausgrenzung von Menschen dienten. Mit seiner kritischen Haltung beeindruckte Rousseaus im 20. Jahrhundert etwa den bekannten französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss.
Die am Donnerstag eröffnete Rousseau-Ausstellung, die bis im Juni 2013 zu sehen ist, wird die letzte des Ethnographischen Museums am Standort Conches sein. 2014 wird der MEG-Standort am Boulevard Carl-Vogt im Zentrum von Genf nach einer Renovation wieder geöffnet.