Aus Sicht der Anlegerstiftung Ethos ist der Gegenvorschlag zur Abzocker-Initiative sinnvoller als die Initiative selbst. Die Organisation, die hohe Managersaläre häufig kritisiert, sieht Aktionärsrechte im Gegenvorschlag des Parlaments besserer verwirklicht.
Ethos steht im Verbund mit grossen Pensionskassen, denen als wichtige Anleger die Millionensaläre von Top-Managern seit Jahren ein Dorn im Auge sind. „Aus Sicht der Aktionäre, die ich vertrete, ist der Gegenvorschlag einiges besser“, sagte Ethos-Direktor Dominique Biedermann im Interview mit der Westschweizer Zeitung „Le Matin Dimanche“.
Die Abzocker-Initiative des parteilosen Schaffhauser Ständerats Thomas Minder führe von einem Extrem ins andere, sagte Biedermann.
Widerspruch zu Good Governance
Minder wolle, dass die Aktionäre an den Generalversammlungen allein über Managervergütungen abstimmen könnten. „Man kann nicht die Verantwortung des Verwaltungsrats umgehen“, sagte Biedermann. Dies widerspreche den Prinzipien der „Good Governance“, also des Steuerungs- und Regelungssystems von Unternehmen.
Bei einer Annahme der Initiative sei es möglich, dass sich keine ausländische Gesellschaft mehr in der Schweiz niederlasse. Biedermann befürchtet zudem, dass Firmen von der Börse gehen und das breit gestreute Aktionariat durch Fonds und Beteiligungsfirmen ersetzen könnten. Dies sei für die Stabilität der Unternehmen nicht zwingend von Vorteil.
Biedermann überzeugen die Vorschläge des Parlaments mehr: Der Gegenvorschlag habe gegenüber der Initiative den Vorteil, dass er Abstimmungen über die Vergütungssysteme vorsehe, sagte Biedermann. Die Aktionäre könnten laut Gegenvorschlag zudem Resolutionen für das Folgejahr einreichen.