Neue Hoffnung für Air Berlin: Die arabische Fluggesellschaft Etihad steigt im grossen Stil bei Deutschlands zweitgrösster Fluglinie ein. Mit gut 29 Prozent der Anteile sollen die Araber grösster Einzelaktionär werden und in den Verwaltungsrat einziehen.
Beide Gesellschaften wollen auch im eigentlichen Geschäft zusammenarbeiten, wie Air Berlin am Montag mitteilte. Air Berlin verspricht sich davon nach den Verlusten der vergangenen Jahre Synergieeffekte in Millionenhöhe. Im ersten Quartal wollen beide Seiten Vollzug melden, wenn die Kartellbehörden zustimmen.
Die Air-Berlin-Aktie reagierte am Morgen mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsbeginn legte das Papier um 6,23 Prozent auf 2,454 Euro zu. Bereits am Freitag war die Aktie mit einem klaren Plus aus dem Handel gegangen.
Keine Komplettübernahme in Sicht
Auf dem Schlusskurs vergangener Woche beruht auch der Übernahmepreis: Etihad soll 2,31 Euro je Air-Berlin-Aktie bezahlen – was zu einem Kaufpreis von knapp 73 Mio. Euro führen würde. Derzeit halten die Araber weniger als drei Prozent der Anteile.
Eine Komplettübernahme durch Etihad steht zumindest derzeit nicht auf dem Plan: Der neue Grossaktionär verpflichtete sich, seinen Anteil für mindestens zwei Jahre zu behalten, keine zusätzlichen Aktien zu kaufen und kein Übernahmeangebot abzugeben.
Ausserdem verschaffen die Araber den Deutschen finanziell Luft. Etihad stellt Air Berlin Kreditlinien von 255 Mio. Dollar zur Verfügung, die über fünf Jahre laufen sollen.
„Die strategische Partnerschaft mit Etihad Airways eröffnet einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens“, sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn, der die Führung des Konzerns nach dem Rücktritt des Unternehmensgründers Joachim Hunold im September übernommen hatte.
Chancen sieht er vor allem für die künftige Marktentwicklung und die zu erwartenden Synergien. Diese sollen im kommenden Jahr bei Air Berlin 35 bis 40 Mio. Euro erreichen.
Neue Drehscheibe Abu Dhabi
Abu Dhabi soll für Air Berlin der neue Anknüpfungspunkt für Flüge nach Asien und Australien werden. Deswegen sollen die rot-weissen Maschinen aus Deutschland künftig auch Flugverbindungen dorthin aufnehmen – und damit ihr Nahost-Geschäft von Dubai dorthin verlegen. Mit dem Geld aus der Kreditlinie will Mehdorn die Flugzeugflotte weiterentwickeln und das Verbindungsangebot ausbauen.
Bislang ist Air Berlin auf Schrumpfkurs: Die Flotte wird bis Ende kommenden Jahres von 170 auf 152 Maschinen gekürzt, unrentable Verbindungen werden gestrichen. Auch die Schweizer Fluggesellschaft Belair gehört zu Air Berlin.