Viele Elektrogeräte verbrauchen mehr Strom als beim Kauf im Geschäft auf der Energieetikette deklariert. Eine Studie macht dafür veraltete und im Alltag nicht taugliche Tests verantwortlich. Dies kann zu einer höheren Stromrechnung führen.
Egal ob Fernseher, Kühlschrank oder Abwaschmaschine – praktisch alle Geräte weisen im Alltag einen höheren Energieverbrauch auf als im Labor getestet. Zu diesem Schluss kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der europäischen Umweltschutzorganisationen Clasp, Ecos, EEb und Topten, über welche die Zeitungen «Tagesanzeiger» und «Bund» bereits am Mittwoch berichteten.
Grund ist gemäss der Studie ein Fehler im System. Problematisch sei unter anderem, dass die Geräte in einem realitätsfernen Setting im Labor getestet werden. So würden Abwaschmaschinen mit einem energieeffizienten, aber sehr selten gebrauchten Waschprogramm getestet. Kühlschränke und Kühltruhen werden getestet, ohne Lebensmittel hineinzulegen oder die Türen zu öffnen.
10-jähriges Testverfahren
Weiter seien die Testverfahren vielfach veraltet. 10-jährig ist das Programm im Fall des Fernsehers. Heute verfügen aber viele TV-Geräte über eine höhere Auflösung oder über Internetzugang, der Energieverbrauch kann daher bei einem Software-Update um ein Drittel steigen.
Zudem wird der Konsument zum Teil zu wenig informiert. Die Studie fand heraus, dass bei gewissen TV-Gerät-Modellen die Stromspareinstellungen standardmässig deaktiviert sind – und damit der Stromverbrauch in der Realität höher ausfällt als in den Labortests. In der Studie wurde jeweils ein Fernseher, ein Kühlschrank und eine Abwaschmaschine untersucht.
«Betrug am Endkonsumenten»
Cécile Thomi von der Stiftung für Konsumentenschutz sprach von einem «Betrug am Endkonsumenten». Der Fall erinnere sie stark an den VW-Abgasskandal. «Realitätsbezogene Angaben sind zwingend», sagte Thomi auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Darauf basiere schlussendlich die Kaufentscheidung.
Die Studienautoren fordern, die Testverfahren der Realität anzupassen, öfters zu aktualisieren und hilfreiche Informationen an den Kunden zu bringen.
Für Thomi ist die Forderung, den Kunden zusätzlich zu informieren, jedoch keine definitive Lösung und kann «höchstens ein erster Zwischenschritt» bis zu den effektiv richtigen Angaben sein.
Gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) wird die Energieetikette der EU zurzeit überarbeitet. Das Energielabel der EU gilt auch für die Schweiz. Das BFE verfolge deshalb die Entwicklungen der EU in diesem Bereich, teilte das Bundesamt auf Anfrage mit. Bestrebungen, die Messmethoden einheitlich anzupassen und zu standardisieren, würden unterstützt.