EU-Antiterrorbeauftragter warnt vor neuen IS-Anschlägen in Europa

Der EU-Antiterrorbeauftragte Gilles de Kerchove rechnet mit weiteren Anschlägen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Europa. Je stärker der Druck auf den IS werde, desto eher versuche er, mit Anschlägen im Westen Erfolge vorzuweisen.

Rauch über Tripolis: In weiten Teilen Libyens herrscht das Chaos. Die IS-Führung könnte das ausnützen und dorthin flüchten, befürchtet der Terrorbeauftragte der EU. (Archivbild) (Bild: sda)

Der EU-Antiterrorbeauftragte Gilles de Kerchove rechnet mit weiteren Anschlägen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Europa. Je stärker der Druck auf den IS werde, desto eher versuche er, mit Anschlägen im Westen Erfolge vorzuweisen.

Nach den jüngsten Rückschlägen für die Dschihadisten im Irak und in Syrien seien bereits zahlreiche Anschläge im Namen des IS verübt worden, unter anderem in Beirut, Ankara, Istanbul und Tunis, sagte der Belgier am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Attentate nach dem Muster der Anschläge in Paris seien zu befürchten.

De Kerchove warnte ausserdem davor, dass führende IS-Mitglieder Libyen künftig verstärkt als Rückzugsort nutzen könnten. In dem von Chaos und Gewalt erschütterten nordafrikanischen Land könnten sie nahezu unbehelligt operieren, «denn es gibt dort keine Luftangriffe und keine funktionierende Regierung».

In Libyen halten sich bereits jetzt etwa 3000 IS-Kämpfer auf, die sich das Machtvakuum in dem Land zunehmend zu nutze machen. «Dort herrscht derzeit das vollkommene Chaos, und das lieben sie», sagte de Kerchove. Der Westen müsse daher im Anti-Terror-Kampf mit der neuen Regierung der nationalen Einheit in Libyen kooperieren.

Bodentruppen gegen Rakka und Mossul

Die IS-Miliz war zuletzt im Irak und in Syrien zunehmend in die Defensive geraten. Die Luftangriffe der US-geführte Militärallianz hätten Erfolge gebracht, sagte der EU-Antiterrorbeauftragte. Um die Dschihadisten aus ihren Hochburgen in Rakka und Mossul zu vertreiben, seien aber mehr Bodentruppen nötig.

Nach Angaben der französischen Regierung wurden seit Beginn der Luftangriffe im August 2014 etwa 22’000 Dschihadisten im Irak und in Syrien getötet. Auch die russischen Kampfjets nähmen nun zunehmend den IS ins Visier, sagte de Kerchove.

Die US-geführte Allianz hatte der Regierung in Moskau vorgeworfen, zur Unterstützung ihres Verbündeten Baschar al-Assad auch mit dem Westen verbündete gemässigte Rebellen zu bekämpfen.

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