Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) stellt Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation wegen ihrer erhöhten Gefahr von Nebenwirkungen auf den Prüfstand. Das teilte die Agentur am Montag in London mit.
Anschliessend solle entschieden werden, ob solche Verhütungsmittel nur noch Frauen verschrieben werden dürften, die keine anderen Pillen einnehmen könnten.
Die französische Regierung hatte die EMA vor zweieinhalb Wochen aufgerufen, die Verschreibung von Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation einzuschränken. Bei diesen Verhütungsmitteln besteht im Vergleich zu Pillen der zweiten Generation ein erhöhtes Thrombose-Risiko und damit ein höheres Schlaganfall-Risiko.
In Frankreich wurde die Diskussion unter anderem durch die Mitte Dezember eingereichte Klage einer jungen Frau gegen den deutschen Pharma-Konzern Bayer angeheizt. Die junge Frau, die die Bayer-Pille Meliane einnahm, erlitt 2006 einen Schlaganfall und ist seitdem schwerbehindert.
In Frankreich nehmen derzeit rund 2,5 Millionen Frauen Pillen der dritten oder vierten Generation. Das ist etwa die Hälfte der Frauen, die die Pille nutzen.
Die EMA betonte am Montag, das Thrombose-Risiko sei auch bei Pillen der dritten und vierten Generation „sehr gering“. Vor zweieinhalb Wochen hatte die Agentur beteuert, es gebe für Nutzerinnen dieser Pillen „überhaupt keinen Grund“, sie abzusetzen. Es gebe „keine neuen Beweise“ für ein verändertes „Sicherheitsprofil“ der Verhütungsmittel.
Für Wirbel sorgt in Frankreich derzeit auch das Akne-Medikament Diane 35, das häufig als Verhütungsmittel verschrieben wird. Die französische Arzneimittelaufsicht (ANSM) stellte am Wochenende vier Todesfälle mit der Einnahme des von Bayer hergestellten Medikaments in Zusammenhang. Am Montag forderte die Behörde die Ärzte in Frankreich auf, Diane 35 nicht mehr als Verhütungsmittel zu verschreiben.