Die EU ist besorgt über Berichte von Menschenrechtsorganisationen, wonach malische Soldaten schwere Menschenrechtsverstösse begingen. Das sagte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva auf einer Pressekonferenz in Ouagadougou.
Berichte über «ethnische Kämpfe und aus Rache verübte Übergriffe» seien «sehr Besorgnis erregend», sagte Georgieva in der Hauptstadt von Malis Nachbarland Burkina Faso. Sie war zuvor mit dem französischen Entwicklungsminister Pascal Canfin und dem burkinischen Präsidenten Blaise Compaoré zusammengetroffen.
Seit dem französischen Militäreinsatz gegen die Dschihadisten im Norden Malis, der am 10. Januar begann, gab es nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mehrere aussergerichtliche Hinrichtungen durch die malische Armee, vor allem in den Städten Sevaré und Mopti in Zentralmali sowie in Nioro im Westen des Landes.
Allein in Sevaré wurden demnach mindestens elf Menschen in einem Lager des malischen Militärs exekutiert. Unter Berufung auf Beobachter vor Ort hiess es weiter, in derselben Region seien zudem etwa 20 Menschen exekutiert und in Brunnen geworfen oder verscharrt worden. In Nioro sollen malische Soldaten zwei Tuareg hingerichtet haben.
Unabhängige Untersuchung gefordert
Die Internationale Vereinigung der Ligen für Menschenrechte (FIDH) forderte in Paris eine unabhängige Untersuchungskommission zu den Vorfällen. Die malische Regierung oder, «wenn nötig», der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) müssten den Vorwürfen nachgehen. Human Rights Watch forderte die Entsendung von UNO-Beobachtern.
Nach einem Militärputsch im März vergangenen Jahres hatten die von Tuareg dominierte Befreiungsbewegung MNLA und dschihadistische Gruppen den Norden Malis erobert. Wenige Monate später unterlagen die Tuareg-Kämpfer einer Koalition dschihadistischer Gruppen.
Derzeit geht die französische Armee gemeinsam mit den Soldaten der malischen Militärregierung gegen die Rebellen vor. Der Norden Malis birgt Uranvorkommen, ist aber auch reich an Bodenschätzen wie Öl, Gold und Phosphat.